Von Vögeln und Menschen
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 23 €
Verlag: Hanser
Rezension
Natürlich geht es mehr um Menschen und weniger um Vögel in diesem Roman. Die große Erzählerin Margriet de Moor nähert sich darin einem schwierigen Thema an: der Unergründlichkeit des Menschen und seinem Hang zu Gewalt und Hass. Auf kunstvoll verschlungenen Erzählpfaden umkreist sie drei Frauen und drei unerhörte Ereignisse. Zwei dieser Frauen haben einen anderen Menschen getötet: die eine des Geldes wegen, die andere aus Rache. Die dritte wiederum hat in einer Phase der Schwäche einen Mord gestanden, den sie nie begangen hat. Unbegreiflich, alle drei; und alle sind durch ihre Handlungen schicksalhaft miteinander verbunden. De Moor zeigt diese Frauen und die Menschen, die sie umgeben, ganz intim auch in sehr privaten Momenten. Doch trotz der Vertrautheit, die sie erzählend zu ihren Figuren herstellt, trotz aller Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit, die sie ihnen einhaucht, bleibt ihr Verhalten letztlich unverständlich. Darin sind diese Menschen nicht viel anders - hier kommt die Vogelmetapher ins Spiel - als jedes andere Lebewesen auch. Der Mann einer der drei Frauen ist als hauptamtlicher Vogelvergrauler auf dem Flughafen angestellt. Das mag absurd klingen, ist aber kaum absurder als der ganze Rest des menschlichen Strebens. Denn sie wissen ja gar nicht, was sie tun.
(kgr)