Das Blaue Buch
SACHBÜCHER
Informationen: , 32 €
Verlag: Atrium
Rezension
Erich Kästners Entscheidung, Deutschland während der Nazi-Diktatur nicht zu verlassen, bleibt bis heute schwer verständlich. 1933 wurde er Zeuge der öffentlichen Verbrennung seiner Bücher. Und blieb auch trotz des späteren Berufsverbots in Berlin. Dort hielt er sich mit dem Verfassen von Unterhaltungstexten, die unter Pseudonymen veröffentlicht wurden, über Wasser. Und führte in den Jahren 1941, 1943 und 1945 ausgiebig ein "Kriegstagebuch". Dieses "Blaue Buch" verzeichnete das politische Tagesgeschehen, rekapitulierte die Kriegsberichterstattung und notierte persönliche Begegnungen und Aufgeschnapptes. Das Diarium diente der Materialsammlung zum anvisierten und nie realisierten großen Roman über das Dritte Reich und enthält neben dem Tagebuch umfangreiche literarische Skizzen und Vorüberlegungen. Die Neuherausgabe des Atrium Verlages erschließt Kästners Versuch der künstlerischen Zeitzeugenschaft mit großem editorischen Aufwand und überzeugt durch eine umfassende Aufbereitung. Nachvollziehbar wird in Form eines lakonischen Gesellschaftspanoramas der Untergang einer bürgerlich-patriotischen Mentalität, die dem Verbrechen der Nazi-Diktatur ratlos gegenüberstand. Und lässt die wachsende Sprachlosigkeit des Künstlers spürbar werden.
(dre)Kurzbeschreibung
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