Israel – Eine Utopie
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Informationen: , 19.99 €
Verlag: Propyläen
Rezension
Omri Boehm, der als Professor in New York unter anderem Kant, Descartes und Spinoza behandelt, ist einer der wenigen jüdisch-israelischen Intellektuellen, der die Möglichkeit eines zugleich jüdischen und demokratischen Staates offen infrage stellt. In seinem Buch konstatiert er nun das endgültige Scheitern einer tragfähigen Zwei-Staatenlösung und plädiert für die Umwandlung des Landes von einem jüdischen Staat in eine föderale, binationale Republik: „Die militärische Besatzung des Westjordanlands und die Belagerung des Gazastreifens werden beendet. Zwei Staaten, Israel und Palästina, werden in der geografischen Einheit, die sich zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer erstreckt, zu einer Föderation mit einer gemeinsamen Verfassung vereint.“ Seine Vision nennt Boehm „Republik Haifa“, da die Hafenstadt schon heute einen Vorgeschmack auf ein gleichberechtigtes arabisch-jüdisches Zusammenleben böte. Binationale Staaten sind meist gescheitert (siehe Jugoslawien oder die sowjetische Föderation; selbst in einem demokratischen Staat wie Belgien gibt es Spannungen zwischen Flamen und Wallonen). Und dass die jüdisch-nationalistischen Parteien auf der einen sowie die Hamas auf der anderen Seite einen binationalen Staat zulassen, wird wohl eine Utopie bleiben.
(cvk)