50
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 22 €
Verlag: Atrium
Rezension
Nach dem Erfolg von „64“ (u.a. Deutscher Krimi Preis 2019) werden nun, wenig überraschend, auch ältere Krimis des Japaners Hideo Yokoyama übersetzt. Skeptiker sehen hier eine Vermarktungsstrategie – nach „64“ kommt nun „50“, die gleiche Aufmachung, aber fast 20 Jahre alt – lohnt sich das? Und ob! Auch hier lässt Yokoyama ausgetretene Genrepfade weit hinter sich. Täter, Opfer und Motiv sind schon auf den ersten Seiten klar: Der Polizeiausbilder Kaji hat seine Frau erwürgt – es ist Tötung auf Verlangen, ein Akt des Mitleids. Kaji ist geständig und befindet sich in Haft. Es gibt nichts zu ermitteln, Krimi vorbei. Doch wieso hat ein sonst vorbildlicher Polizist Schande über sein Dezernat gebracht, anstatt den ehrenhaften Freitod zu wählen? Und warum hat er sich erst einen Tag später gestellt? Für die Ermittlungen in der Sache irrelevant, für die Fehden zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und Presse entscheidend. Wie in „64“ spielt der „Apparat“ die eigentliche Hauptrolle, mit all seinen Facetten und Konflikten. Das Gesamtbild der Tat entsteht aus sechs locker verbundenen Erzählungen, jede die Innenansicht eines Menschen und der Organisation, der er verpflichtet ist, oft bis zur Selbstaufgabe. In schlichter Eleganz enthüllt Yokoyama den wirklichen Täter – eine unfassbar starre Gesellschaft.
(md)