Als der Kaiser ein Gott war
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Marit Beyer
Informationen: ungekürzte Lesung, 248 Minuten, 4 CDs, 22 €
Verlag: der diwan
Rezension
„Morgen würden sie verreisen. Und sie würden bloß mitnehmen, was sie tragen könnten.“ Die Frau erinnert ihre Kinder an das, was ihnen bevorsteht. Am nächsten Tag sollen sie in ein Wüstenlager nach Utah gebracht werden. Julie Otsuka beschreibt das Schicksal einer japanischen Familie während des Zweiten Weltkriegs. Der Vater wird verhaftet, denn nach dem Angriff auf Pearl Harbor stehen alle in Amerika lebenden Japaner unter Verdacht, der Rest der Familie wird deportiert. Die Mutter, das Mädchen und der Junge, die alle namenlos bleiben, erzählen abwechselnd von den Ereignissen während ihrer Zwangsinternierung von 1942–1945. Dabei gelingt der in New York lebenden Autorin ein vielstimmiges Bild aus Reflexionen, Erinnerungen und Briefen. Von den „Japanese Americans“ in den USA erzählte sie auch schon in ihrem Bestseller „Wovon wir träumten“. Marit Beyer liest mit ruhiger Stimme und verleiht doch jeder Figur Eindringlichkeit: der desillusionierten Mutter, der wütenden Tochter und dem kleinen, nicht verstehenden Jungen. Berührend erzählt sie auch von der Rückkehr nach Kalifornien nach Kriegsende, von anhaltender Diskriminierung und seelischen Deformationen.
(kal)