Das Hörrohr
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Rosemarie Fendel
Informationen: gekürzte Lesung, 281 Minuten, 4 CDs, 22.95 €
Verlag: Hörbuch Hamburg
Rezension
Ein Hörrohr ändert Leben das der steinalten Marian. Sie hört nun mehr als ihr lieb sein kann, auch von der geplanten Abschiebung in ein Seniorendomizil. Dort angekommen, trifft sie auf eine Parallelwelt voller exzentrischer Insassinnen, die später gegen die autoritäre Heimleitung rebellieren.
Die 82-jährige Rosemarie Fendel ist schon qua Alter eine adäquate Verkörperung der Ich-Erzählerin Marian. Nichts, was sie in der bizarren Welt des Altersheims erlebt, bringt sie aus der Ruhe. Vor der Folie einer zutraulichen Stimm- und Stimmungslage zeichnen sich die turbulenten Geschehnisse in ihrem ganzen Aberwitz prächtig ab. Doch trotz der großen sprecherischen Versiertheit und technischen Sicherheit Fendels wird das Zuhören mit der Zeit anstrengend. Weil der Text so verstiegen ist? Auch, denn es geht erst geheimnisvoll und dann fast nur noch schräg zu - in dem Haus mit seinen surrealen Unterwelten, aus denen das apokalyptische Chaos über die ganze Welt hereinbricht. Auch in der erzählerischen Logik bleibt kein Baustein auf dem anderen.
Aber es ist auch die Diktion von Rosemarie Fendel, die mir Mühe bereitet hat, den Begebenheiten dieses utopischen feministischen Romans gebannt zu lauschen. Weil sich eine gewisse Altersmüdigkeit in den Unterton der Lesung geschlichen hat, dem zu folgen mit der Zeit selbst Kraft kostet? Vielleicht.