„Niemand wusste, was morgen sein würde“
SACHHÖRBÜCHER
Informationen: gekürzte Lesung, 145 Minuten, 2 CDs, 14.9 €
Verlag: Heel
Rezension
Anfang 1938 sollte im Wolfsburger Stadtteil Fallersleben ursprünglich die größte und modernste Automobilfabrik der Welt entstehen. Doch der Zweite Weltkrieg machte den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung: Zum einen wurde die Produktion von Volkswagen alsbald auf Rüstungsgüter umgestellt, zum anderen erwies es sich als zunehmend schwierig, eine Stammbelegschaft aufzubauen. Weil das männliche Personal verstärkt an die Front gerufen wurde, mussten ab Sommer 1940 immer mehr Zwangsarbeiter die Lücken füllen. Diese machten bis 1944 etwa zwei Drittel der Belegschaft aus.
Rund 70 Jahre später kommt ein Dutzend von ihnen auf einem Hörbuch zu Wort - und zwar in Form von Briefen und Tagebüchern, vorgetragen durch zwar solide, dennoch nur durchschnittliche Sprecher. So ergreifend und erschütternd die einzelnen Schicksale auch sind, wirkt die akustische Beigabe von Geräuschen sowie leiser Klaviermusik meistens leider arg aufgesetzt, bisweilen gar deplatziert: Sobald zum Beispiel im Text von einem Bombenangriff die Rede ist, ertönt eine Explosion aus dem Geräusche-Archiv, bei Erwähnung des Militärs wiederum intoniert das Piano eine Marsch-Melodie. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen. Alles in allem dennoch ein lobenswertes Projekt, das sich vor allem für den Einsatz im Schulunterricht eignen dürfte.