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Interview: Elisabeth Dietz (ed)

Reise-Journalist Helge Timmerberg

„Helge ist ein bisschen durchgeknallt“

Zwei Monate lang ist Helge Timmerberg durch den Senegal und Ghana gereist, und nach der Lesetour für sein neues Buch „Der Jesus vom Sexshop“ wird er nach Afrika zurückkehren. In der Zwischenzeit sitzt er rauchend in seinem Lieblingscafé in Berlin und spricht über das Verschwinden der Naivität und seinen Schutzengel.

hörBücher: Herr Timmerberg, Ihre Reisen, schreiben Sie, seien von Anfang an Flucht gewesen. Wovor sind Sie geflohen, als Sie mit siebzehn zum ersten Mal aufgebrochen sind?

Helge Timmerberg: Aus meinem Kinderzimmer. Ich wollte raus in die große, weite Welt. Ich wollte erwachsen werden.

Und jetzt?

Jetzt flüchte ich nicht mehr. Reisen ist mein Job. Ich würde oftmals auch lieber zu Hause bleiben. Jetzt ist das Reisen eine Suche: Was interessiert mich noch?

Nachdem Sie Ihr Volontariat bei der „Neuen Westfälischen“ beendet hatten, sind Sie mit einem vegetarischen Restaurant pleite gegangen. Danach gründeten Sie eine Familie und lebten sechs Jahre lang als Journalist und Hausmann auf dem Land. Wohin führte Sie Ihre erste Reise im Auftrag einer Redaktion?  

Ich bin im Auftrag des „Playboy“ nach Indien gereist, über Land. Ich hab‘ mir eine komische Reiseroute ausgedacht – das habe ich sehr gerne gemacht, komische Reiserouten. Beim „Playboy“ waren die damals genau so locker, wie ich es brauchte. Ich habe gesagt, ich gehe nach Indien, und die haben gesagt, hier hast du Kohle, bring‘ uns eine Geschichte mit. Kein Wort darüber, was für eine Geschichte.

Wäre das heute noch möglich?

Nicht mehr so ohne Weiteres. Wer heute Auslandsspesen bezahlt, geht sehr sicher, dass er auch das bekommt, was er will. Aber ich akzeptiere Vorgaben noch immer nicht als bindend, weder meine eigenen noch die des Verlags. Leute, die am Schreibtisch sitzen und sich überlegen, was in der Welt interessant ist, wissen ja nicht wirklich, was dort los ist. Das weißt du nur, wenn du hingehst. Viele Autoren biegen die Realität ihrem Auftrag entsprechend zurecht, um den Chefredakteur friedlich zu stimmen, aber das ist falsch. Für den Leser funktioniert immer nur, was wirklich stimmt.

Sie waren zwei Monate lang im Senegal und eine Woche in Ghana und sind nur kurz hier, um Ihr neues Buch „Der Jesus vom Sexshop“ zu bewerben. Was hatten Sie vorab von Afrika erwartet?

Viele traurige Menschen. Afrika war für mich wie auch für den Verlag der Opferplanet. Von Afrika kennen wir ja wirklich nur Hunger, Krieg, AIDS.

Wie hat Ihr Afrika-Bild sich verändert?

Tatsächlich habe ich viele lustige Menschen getroffen. Ich war jetzt zwei Monate da, und ich habe nur gelacht. (lacht)

Was können wir von den Afrikanern lernen?

Eine große Entspanntheit. Die ungebrochene Energie ihrer Emotionen. Afrikaner sind unheimlich direkt. Angstlosigkeit. Die haben viel weniger Ängste als wir. Haben ja auch weniger zu verlieren.

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