Der Jesus vom Sexshop

Australien interessiere ihn nicht, sagt Helge Timmerberg. Amerika könne er wegen der flächendeckenden Rauchverbote nicht bereisen und Skandinavien … Vielleicht ist ihm Skandinavien zu kalt. Aber sonst war er schon fast überall auf der Welt. In siebzehn Reportagen berichtet er von Muai Thai-Kämpfern in Bangkok, von brasilianischen Goldsuchern und indischen Astrologen. Und weil er sich als Gonzo-Journalist erlauben kann, "Ich" zu sagen, erzählt er auch seine eigenen Geschichten. Wie er als Jugendlicher eine Menge LSD nahm und "im Kaufhaus des Bewusstseins" Fahrstuhl fuhr, bis er das Paradies für Atomphysiker und die Hölle für Straßenbahnfahrer kannte und ihm aus dem Spiegel der Wahnsinn entgegen blickte. Wie Hunter S. Thompson einmal versuchte, ihm die Freundin auszuspannen. Wie ihn ein Taxifahrer in Tel Aviv bewundernswert kunstfertig betrog.

Timmerberg liest, wie er erzählt. Er sagt "Schangse" statt "Chance" und "Mattajahl" statt "Material" und nuschelt manchmal ein bisschen. Das passt gut zu seinem Ton, der auch bei bitteren Themen leicht bleibt, und dem gleichmäßigen Rhythmus seiner abwechslungsreichen Sprache. Man ist versucht, mitzunicken wie zu guter Musik. Währenddessen lernt man, dass Valium gegen schlechte Hotelzimmer hilft und wie man eine Begegnung mit einem Jaguar überlebt.

(ed)

Helge Timmerberg legt neue Reportagen seiner Reisen vor. Endlich! Schräg, zuweilen nachdenklich und immer höchst unterhaltsam sind diese Stücke, die wieder einmal zeigen, dass Timmerbergs Leben eigentlich ein einziger langer wilder Trip durch innere und äußere Welten ist. Er hat Waffenschieber, Flamencotänzerinnen und Drogenbarone getroffen, ist nach Havanna, Thailand und Tel Aviv gereist. Um Abenteuerluft zu schnuppern, muss man nicht unbedingt wegfahren. Man kann auch einfach Helge Timmerberg zuhören.