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Interview: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Volker Corell

Cornelia Funke

„Los Angeles ist für mich wie eine Tintenwelt”

Beverly Hills, Ende Oktober: „Können wir uns duzen?”, fragt Cornelia Funke, als sie uns in den Garten ihres Hauses führt. Seit sie in Kalifornien wohne, sei ihr die informelle Anrede der Amerikaner einfach lieber. Bei sommerlichen Temperaturen sprach die Bestseller-Autorin über Erfolg, „ihre” Sprecher und das Leben in den USA.

Cornelia, „Tintentod” startete mit 700.000 Exemplaren, vom Hörbuch waren schnell 30.000 Exemplare verkauft und „Tintenherz” wird ein Hollywood-Film. Wird Dir schwindelig bei dem Erfolg oder hast Du Dich mittlerweile daran gewöhnt?

(sie lacht) Nein, daran gewöhnt man sich nicht. Früher ist mir bei 70.000 Exemplaren schwindelig geworden, jetzt bei 700.000. Ich hoffe, das bleibt noch lange so, denn es wäre traurig, wenn ich nicht mehr aufgeregt bin.

Denkst Du beim Schreiben an die Erwartungshaltung der Fans und Verlage?

Nein, aber ich möchte selbst, dass jedes neue Buch etwas besser wird, oder dass man sieht, dass ich etwas anderes versuche oder dazugelernt habe. Das ist mein einziger Druck.

Wie führst Du alle Handlungsfäden am Ende wieder zusammen?

Das ist wirklich erstaunlich, da ich das nicht wirklich vorbereite. Anders als J.K. Rowling, die das allerletzte Kapitel von „Harry Potter“ schon 1991 geschrieben hatte und dann zurückgearbeitet hat. Ich will gar nicht wissen wie es ausgeht – es würde mich langweilen. Es fügt sich alles beim Schreiben, und das ist das Unheimliche.

Stimmt es, dass laut mitliest während Du schreibst?

Ja. Wenn ich schreibe, flüstere ich dabei. Daran merke ich, ob die Sprache stimmt. Im Mittelalter galt es als ketzerisch, ohne Ton zu lesen. Wer dabei nicht flüsterte, musste vom Teufel sein. Aber keine Sorge, ich mache das nicht in der Öffentlichkeit! 

Ziehst Du deswegen Hörbücher dem geschriebenen Wort vor?

Ja, ich finde, dass das Hörbuch zurückbringt, was das Buch eigentlich ist: gesprochene Sprache. Wir nehmen die gesprochene Sprache und pappen sie wie getrocknete Schmetterlinge zwischen die Seiten. Dort muss man sie erst wieder zum Leben erwecken. Hörbücher sind die ursprüngliche Art des Lesens, weil Sprache etwas Klingendes sein sollte.

Daher hast Du „Tintenblut“ als Hörbuch zum ersten Mal richtig erlebt, wie uns „Dein“ deutscher Sprecher Rainer Strecker im Interview berichtet hat?

Ja, das ist immer sehr aufregend. Und besonders spannend, wenn ich Brandon Fraser ( der Hollywood-Star liest die englischen Fassungen – und spielt die Hauptrolle im „Tintenherz“-Film, der am 21. August 2008 anläuft, Red.) und Rainers „Tintenwelt“-Aufnahmen parallel höre. Sie interpretieren meine Texte so unterschiedlich, dass ich durch die beiden Stimmen jedes Mal andere Dinge hinter der Sprache entdecke.

 

Cornelia Funke

Cornelia Funke (geb. 1958 in Dorsten) absolvierte in Hamburg eine Ausbildung zur Diplompädagogin, wurde Erzieherin und bildete sich zur Buchillustratorin weiter. Sie illustrierte Kinderbücher – und entdeckte ihre Liebe zum Schreiben. Ihr Durchbruch gelang 2000 mit „Herr der Diebe“, das 2002 auch in den USA die Bestsellerlisten stürmte. Es folgten Beststeller „Drachenreiter“ sowie die „Tintenwelt“-Trilogie – insgesamt hat sie mehr als 40 Bücher veröffentlicht und eine Gesamtauflage von rund 10 Millionen Exemplaren erreicht. „Time Magazine“ wählte sie 2005 zu den „100 einflussreichsten Persönlichkeiten weltweit“, zwei Grundschulen wurden bereits nach ihr benannt. Heute wohnt sie mit ihren Kindern Ben und Anna in Los Angeles.

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