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Reportage: Jörn Radtke (jr) | Fotos: Uwe Tölle

Titania Medien

Die Atmosphärischen

Sie lassen es krachen: Seit fünf Jahren stehen Marc Gruppe und Stephan Bosenius mit ihrem Label Titania Medien für „atmosphärische Hörspiele“. hörBücher schaute den beiden bei ihrer aktuellen Produktion in den Berliner „Planet Earth Studios“ über die Schulter.

Das ‚abergläubisch‘ hast du ein bisschen sehr rheinisch ausgesprochen“, sagt Marc Gruppe leichthin ins Mikrofon. Für den, der hinter der Glasscheibe sitzt, mit Kopfhörern auf den Ohren und ebenfalls einem Mikro vor dem Mund, heißt das: zum vierten Mal geräuschvoll den eigenen Handrücken küssen und schmachtende Worte raunen – diesmal allerdings ohne rheinischen Beiklang. Schließlich humpelte der „Glöckner von Notre Dame“ durch die Gassen von Paris und nicht über die Bürgersteige von Köln. Für die Hörspielinszenierung eben jenes buckligen Glöckners nehmen Regisseur Marc Gruppe und Sprecher Patrick Bach an diesem Tag den Redepart des Phoebus auf, des Liebhabers der Zigeunerin Esmeralda, eine der Hauptfi guren in Victor Hugos Roman. Während Bach den Phoebus spricht, liest Gruppe alle anderen Dialogteile, die im Skript stehen. Wenn der gesprochene Satz von Gruppe für gut befunden wird, macht Kompagnon Stephan Bosenius einen Haken an der entsprechenden Stelle im dicken Leitz- Ordner mit den Kopien der noch aufzunehmenden Hörspieltexte. „Für mich heißt Werktreue im Hörspiel, die Stimmung einer Romanvorlage zu treffen“, erklärt Marc Gruppe. Mit ihren Vertonungen von Schauerromanen in der „Gruselkabinett“- Reihe und der Hörspielserie „Anne auf Green Gables“ haben sich Gruppe und Bosenius unter Hörspielfreunden einen guten Ruf erworben.

  • Auch das Interview der der beiden „Titania“-Macher mit hörbücher-Redakteur Jörn Radtke verlief in angenehmer Atmosphäre.

Als sie vor fünf Jahren in Leverkusen ihr Hörspiel-Label gründeten, geschah das als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Seit ihrer Kindheit selbst große Hörspielfans, fanden die beiden kaum aktuelle Hörspiele, die ihren Ansprüchen genügten. Die Initialzündung für die Gründung war eine Begegnung mit Dagmar von Kurmin, Marc Gruppes Sprecheridol aus Märchenplattenzeiten, nach einer Theatervorstellung. „Als wir zurückfuhren, haben wir beide gesagt, diese Frau gehört wieder vors Mikrofon“, erzählt Gruppe und setzt lächelnd hinzu: „Wir beschlossen also, wenn ihr sonst keiner zum Hörspiel- Comeback verhilft, müssen wir das eben tun.“ Gruppe, der Theaterwissenschaft in Bayreuth studiert hat und zu jener Zeit Romane zu Theaterstücken umschrieb, hatte gerade „Das indische Tuch“ von Edgar Wallace für die Bühne bearbeitet. „Dieser Stoff passte ideal zu Dagmar von Kurmins Stimme“, fand Gruppe und adaptierte kurzerhand die Theaterfassung fürs Hörspiel. „Wir haben für diese erste Produktion alles an Bargeld zusammengekratzt, was wir zusammenkratzen konnten“, berichtet Bosenius, „wenn die gefl oppt hätte, wäre es auch nicht weitergegangen.“ Hat sie aber nicht. Und so war im Herbst 2003 der Grundstein gelegt für die folgenden Produktionen, bis heute etwa 50 Hörspiele.

Patrick Bach

Die Zeiten, in denen Patrick Bach als Zigeunerjunge Silas mit wehendem Haar und zartem Gesicht über die Fernsehbildschirme der Nation galoppierte, sind lange vorbei. 1981 gab der Hamburger Jung’ sein Debüt als Fernsehschauspieler. Doch noch heute wird er auf der Straße als Silas erkannt – der Veröffentlichung der Mini-Serie auf DVD sei dank. Mittlerweile ist Patrick Bach 40 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Und dass er weit mehr kann, als auf Pferderücken durch die Fernseh-Steppe zu reiten, hat er hören lassen, als er Sean Astin als Samweis Gamdschie in der „Herr der Ringe“-Verfi lmung synchronisiert hat. Wer Bach in der Sprechkabine erlebt, sieht ihn gestikulieren und hört ihn gurren, knurren, schreien, fl üstern, mal mit hoher, mal mit tiefer Stimme. Hier ist er auf keine Rolle festgelegt, hier bestimmt nicht sein Gesicht, wen er spielen darf, sondern einzig seine Stimme, die bemerkenswert vielseitig ist.

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