Das grüne Rollo
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Piper
Rezension
Hobbygourmetköche kennen diese zartrosa Flocken, das australische Murray River Salt. Der Murray River fließt auch durch das Städtchen Albury, in dem 1961 der österreichische Autor Heinrich Steinfest geboren wurde. Wie dieser Fluss die Bundesstaaten New South Wales und Victoria trennt, so trennt das mysteriöse grüne Rollo von Steinfests zehnjährigem Protagonisten Theo zwei Welten. In der einen befindet sich Theo in einer mehr oder weniger heilen Familienwelt. Hinter dem flaschengrünen Rollo hört, sieht, riecht Theo eine grüne Meereslandschaft. Als der Junge dort ein gefoltertes Mädchen entdeckt, vom sicheren Kinderzimmer aus, entschließt er sich zur Expedition hinter das Rollo. So weit die schöne, klassisch fantastische Konstruktion von Steinfest. Sein Protagonist kommt arg altklug und erwachsen daher, was man ihm nachsieht, wie vielen anderen Romanautoren. Dass aber die Spannung, auch als Leser endlich dieses hochmerkwürdige Reich erforschen zu können, durch Rückblenden und Details immer wieder verzögert wird, bis sich sogar Langeweile einstellt, ist weniger verzeihlich. Doch dann gerät der Plot surrealer und traumähnlicher, auch durch ein Zeitreiseelement, in dem sich der plötzlich 50-jährige mit Birnenschnaps im Schwarztee auf einem Raumschiff von der Erde entfernt.
(jv)