Das kann uns keiner nehmen
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Hoffmann und Campe
Rezension
Nur zum Stolpern sind wir da. Dies ist eine der Lebensweisheiten des Tscharli, die diese afrikanische Road Novel und urdeutsche Seelenwanderung wie ein roter Faden durchziehen. Ich wusste, dass Matthias Politycki von seiner ersten Reise nach Afrika fast nicht zurückgekehrt wäre. 25 Jahre später stellt er sich diesem Trauma und verarbeitet es in seinem großen Afrikaroman. So hab ich mir das vorgestellt, und stoße einigermaßen verblüfft auf zwei Männer, die auf einer letzten sentimentalen Sauftour über die Insel Sansibar brettern. Tscharli und Hans, der prollige Bayerische und der verkopfte Schriftsteller, sind ein ungleiches Paar, das auf dem Kilimandscharo zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenwächst. Was dieser männliche Egotrip mir sagen soll, dieses Vorurteil überwinde ich ebenso schnell, wie Hans seine Meinung zu Tscharli täglich revidieren muss. Denn Tscharli bietet dem Leben auch im Tod noch die Stirn, er kennt die Schleichwege auf der Insel Sansibar ebenso wie die in die Herzen der Menschen. Grandiose Dialoge in bayerisch-englischem Pidgin-Mix, die zum Fremdschämen einladen und von Freiheit erzählen. Dieser Roman ist eine einzige Stolperfalle, die auch die eigenen Gewissheiten immer wieder ins Schlingern bringt und rasant auf ein existenzielles Finale zusteuert.
(ts)