Ganz normale Helden
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22.9 €
Verlag: Diogenes
Rezension
In "Superhero" erzählte McCarten vom Sterben des 14-jährigen Donald Delpe. "Ganz normale Helden" handelt von den Zurückgelassenen: von Donalds Mutter Renata, die ihre Familie panisch und vollständig kontrolliert, seinem 18-jährigen Bruder Jeff, der sich dieser Kontrolle in einem Akt der Notwehr entzieht und seinem Vater Jim, der auf der Suche nach Jeff in das Online-Rollenspiel "Land of Lore" gerät. "LoL" ähnelt "Second Life" oder "World of Warcraft", dem Plot zuliebe mit einer Selbstvervollkommnungs-Ideologie und einem realitätsfernen Mentoren-System ausgestattet. In einer virtuellen Schwulenbar lernt Jeff, der unglücklich in seinen besten Freund verliebt ist, Luther kennen. Der Ältere verspricht Zuwendung und Sex, ist offline aber eine Enttäuschung. Derweil chattet Renata mit einem Fremden namens GOTT. Die Übersetzer verwenden antiquierte Begriffe wie "Bursche" in Chat-Protokollen. Das schmerzt. Der trockene Humor, der den Stil des Neuseeländers auszeichnet, ist weniger stark als noch in "Superhero". Abgesehen davon ist "Ganz normale Helden" ein typischer McCarten: ein allwissender, rücksichtsvoll distanzierter Erzähler, filmisch aufgebaute Szenen, zitierbarer Pseudo-Tiefsinn, solide gearbeitete Spannung.
(ed)Kurzbeschreibung
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