Der große Schlaf
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 22 €
Verlag: Diogenes
Rezension
Mit seinem ersten Roman „The Big Sleep“ hat Raymond Chandler 1939 den Klassiker des amerikanischen Hardboiled-Krimis geschaffen. Mit Philip Marlowe stellt sich das Urbild des hartgesottenen Detektivs darin vor – schlagkräftig, schlagfertig, ironisch und vor einer Kulisse, in der sich die Reichen, Schönen und Skrupellosen Kaliforniens selbst demaskieren und gelegentlich auch massakrieren. Wer den Roman noch nicht kennt, kann dieses Versäumnis jetzt diskret und genussvoll korrigieren. Wer ihn schon gelesen hat, kann ihn dank Frank Heiberts Neuübersetzung nun in vielen Details neu entdecken, und sich dabei auch die Frage stellen, ob man einen „hard rain“ als „harten Regen“ übersetzen sollte oder lieber doch als starken, schweren oder heftigen. Heibert geht beim Übersetzen dichter an das Original heran als sein Vorgänger, aber vom Original trennt uns nicht nur die Sprache, sondern auch ein Abstand von 80 Jahren. Wer die Entstehungsgeschichte des Romans kennt, hätte sich deshalb statt der Nachworte von Heibert und Donna Leon einen Kommentar gewünscht, der die Zeitbezüge, literarischen Selbstzitate und Anspielungen sowie die sprachlichen Finessen dieses Werks erläutert, mit dem Chandler den Kriminalroman gegenüber der Hochliteratur satisfaktionsfähig machte.
(ub)