Ein letzter Sommer in Méjean
THRILLER UND KRIMIS
Informationen: , 22 €
Verlag: Dumont
Rezension
Plötzlich drängt die Vergangenheit mit Macht in die Gegenwart und lässt längst vergessen geglaubte Schmerzen wieder heftig spürbar werden: ein klassisches Krimi-Setting, dessen sich Cay Rademacher hier bedient. Es ist der erste Krimi des Autors außerhalb seiner beiden bekannten Reihen, die in Hamburg und der Provence spielen, und er zieht die Handlung von der Konfrontation seiner Figuren mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit virtuos auf. Immer tiefer steigen alle Protagonisten zurück in die Hölle, der sie entkommen zu sein glaubten, und müssen sich fragen, welche Abgründe ihrer Seele sie 30 Jahre lang verdrängt hatten. Natürlich gibt es auch einen Kommissar, der vom Leben gebeutelt wurde und nun noch einmal die Chance auf eine große kriminalistische Ermittlung erhält. Rademacher schreibt süffig, die Kapitel sind kurz, und so wird "Ein letzter Sommer in Méjean" zum echten Pageturner. Die Konzentration auf einen Ort und die psychologischen Abgründe der Interaktion des Romanpersonals machen das Ganze fast zu einer Art Kammerspiel, bei dem der Leser bisweilen glaubt, den Figuren mit einer Lupe in die Gehirnwindungen schauen zu können, während sie immer weiter in den Strudel der Ereignisse gezogen werden und sich unaufhörlich der Auflösung nähern.
(ct)