Die Tigerfrau
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Gelesen von Rike Schmid, Stephan Benson
Informationen: ungekürzte Lesung, 690 Minuten, 9 CDs, 29.99 €
Verlag: Random House Audio
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Rezension
Téa Obreht weiß, wann es Zeit ist, den Ort zu wechseln, die Zeit, die Perspektive. Ich-Erzählerin ist die junge Ärztin Natalia, die nach dem Krebstod ihres Großvaters die Geschichten recherchiert, die der alte Mann ihr erzählte. Da ist die Tigerfrau, ein taubstummes Mädchen, das von seinem Ehemann, einem Schlachter, regelmäßig halbtot geschlagen wird und sich mit einem entlaufenen Tiger anfreundet. Der Mann, der nicht sterben kann, ein charmanter Todesbote, begegnet dem Großvater im Laufe seines Lebens immer wieder. Von diesen Geschichten zweigen sich andere ab, die des Schlachters etwa, eines gescheiterten Guslars. Dann ist da Natalias staubige Jugend in einer namenlosen Stadt im Krieg. Obreht erzählt in runden, rhythmischen Sätzen. Was sie sagt, kann man riechen, fühlen und schmecken.
Rike Schmids fahle, leicht raue Stimme passt wunderbar zu Natalia, der nüchternen Beobachterin. Sie spiegelt Natalias Lakonie und lässt sie manchmal plötzlich schmelzen. Die Erzählungen des Großvaters, eines skeptischen, reservierten Arztes, liest Stephan Benson mit einer Großvaterstimme, alt und ausdrucksvoll. Etwas so Schönes wie dieses Hörbuch entsteht dann, wenn alle Beteiligten intuitiv wissen, was sie tun.