Karl der Große – Kaiser des römischen Reichs

Eines unterscheidet diese Produktion von den meisten Hörbüchern auf dem Markt: Es existiert keine Buchvorlage. Lektorin Elke Bader schrieb den Text eigens für die Hörbuchfassung. Umso mehr erstaunt, dass Bader die Chancen des Mediums kaum nutzt, beispielsweise durch eine zweite Sprecherstimme. Sie erzählt chronologisch, streut Zitate aus historischen Quellen ein, würzt das Ganze mit Anekdoten - wie in einem klassischen Sachbuch in gedruckter Form. Dass Karl der Große angeblich eine Fistelstimme hatte und gern mit großem Gefolge ein Bad nahm, wird eher im Gedächtnis bleiben, als die Jahreszahlen. Allerdings geht der Unterhaltungswert mitunter zu Lasten der historischen Genauigkeit, zum Beispiel dort, wo nicht deutlich wird, woher Aussagen über Karl den Großen stammen. Von Zeitzeugen? Aus der späteren Forschung?

Sprachlich holpert der Text stellenweise, und auch ein paar Bandwurmsätze haben sich eingeschlichen. Heiner Heusinger liest mit der Stimme eines Nachrichtensprechers: Souverän und sachlich, aber wenig lebendig. Sehr gelungen ist indes das Booklet: Eine umfangreiche Chronik, Bilder und Hintergrundinformationen ergänzen die Produktion perfekt.

(akm)

"Je suis Charlemagne" – ich bin Karl der Große – soll Napoleon, noch ganz unter dem Eindruck seiner Pilgerreise nach Aachen im Jahr 1804, dem Papst mitgeteilt haben. Karl, den seine Zeitgenossen als den "Leuchtturm und Vater Europas" bezeichneten, galt noch über tausend Jahre nach seinem Tod als die Leitfigur der europäischen Monarchie. Es war ein Reich ungeheuerlichen Ausmaßes, das er am Ende seines Lebens nicht nur erobert, sondern auch neu gestaltet hatte: Es reichte vom heutigen Frankreich über Deutschland und Österreich bis an die Grenzen Polens, Tschechiens und der Slowakei, hinunter bis nach Ungarn und Kroatien. Nordspanien und Italien gehörten dazu, ebenso Belgien, die Niederlande und die Schweiz. Wer war dieser Herrscher, den so viele Mythen umranken, wirklich?