David Copperfield

Hier wurde ein 1957 produziertes Hörspiel aus dem Archiv des WDR ausgegraben. In der Tat kommt man sich beim Hören so vor, als säße man vor dem Lautsprecher eines auf einem Nierentisch stehenden Röhren-Radios. Hier tönt uns die alte Sprecherschule entgegen, mit hervorragend ausgebildeten Stimmen, deren Artikulation mit ihren rrrrrrollender Rs und dem singenden Tonfall für moderne Hörgewohnheiten doch etwas ungewohnt ist. Das ändert aber nichts daran, dass es sich hier um eine hörenswerte Aufnahme handelt, unterhaltsam und kurzweilig - nur eben ein wenig verstaubt.
Stilistisch kommt dieses Hörspiel ebenfalls sehr klassisch und etwas altbacken daher, eine erzählende "Radio-Theateraufführung", mit einem Erzähler, der von Dialog zu Dialog führt, die Szenen untermalt von zur Situation passenden Geräuschen. Alles sehr naturalistisch, wenig gewagt. Durchweg ordentliches Handwerk, nicht mehr und nicht weniger. Doch im Gegensatz zu den heute wieder aufgelegten Kriminalhörspielen aus den 50er- oder 60er-Jahren hat dieses Dickens-Hörspiel nicht das Zeug zum Kult.
Etwas abschneiden können sich viele Hörbuch-Macher von dem Booklet. Es erläutert nicht nur den Roman, sondern ordnet auch das Hörspiel selbst kritisch ein und listet alle Figuren und ihre Sprecher auf. So soll es sein.