Die blaue Grotte

In den neunziger Jahren gab Sergio Bambarén eine gut bezahlte Stelle als Marketingexperte auf, um zu sich selbst zu finden. Wenig später schrieb er "Der träumende Delfin". Die Kraft, sein Leben so grundsätzlich zu verändern, gab dem Schriftsteller sein Vorbild, der heilige Franziskus. "Die blaue Grotte" ist das Tagebuch einer Reise auf dessen Spuren. Abschnitte über sein Leben, das Bambarén in einer schönen und einfachen Sprache erzählt, wechseln sich mit Reisebeschreibungen ab.
Von einer inneren Stimme geleitet, fährt der Dichter durch Italien. Er besucht Assisi, aber die Touristenmassen schrecken ihn ab. Er übernachtet in einem ehemaligen Franziskanerkloster und erhält schließlich die Gelegenheit, ganz allein in der Blauen Grotte auf Capri zu schnorcheln. Dabei scheint sich der Reisende allmählich selbst zu einem kleinen Heiligen zu entwickeln, und an seinen Erkenntnissen lässt er den Leser großzügig teilhaben: "Wer mit Sorge und Hetze durchs Leben geht, behandelt es wie ein Geschenk, das er unausgepackt in eine Ecke geworfen hat." Sätze, die man auf Postkarten drucken könnte. 
Joachim Schönfeld liest sie, wie es der Text verlangt: bedächtig. Doch indem er so zur Reflexion einlädt, entlarvt er Bambarén: Die meisten dieser Sätze sind wahr, einige klug, aber viele fallen schlicht in die Kategorie "spirituelle Belästigung".