Hölle

Warum bloß hat Will Elliotts Erstlingswerk einen wichtigen australischen Literaturpreis gewonnen? Zu anspruchslos ist seine Sprache, zu farblos (trotz diverser Blutbäder, in denen die Handlung schwimmt) sind die Charaktere. Auch die geballte Brutalität schockiert irgendwann nicht mehr, sondern langweilt nur noch. So verfolgt man leidenschaftslos den Albtraum der Hauptfigur, oft ist man versucht, ein paar der (Zirkus-)Kapitel zu überspringen.
Nachdem Jamie ein Säckchen mit geheimnisvollem Pulver gefunden hat, wird er von brutalen Clowns aus seinem tristen Dasein in die düstere Paralellwelt des Pilo-Zirkus gezogen. In diesem Zirkus voller bizarrer Gestalten, unter der Leitung eines Mannes, der Zähne wie Popcorn knabbert, wandelt sich Jamie mithilfe des Pulvers zu seinem Alter Ego J.J. - in der Clowntruppe wird er zum sadistischen Psychopaten. Kann er der Hölle entkommen?
Er habe Realitäten vermengen wollen, sagt der Autor. Das ist ihm gelungen. Und wer blutrünstigen Horror mag, wird auf seine Kosten kommen. Alle anderen kann wohl nur Oliver Rohrbeck versöhnen, der im ersten Hörbuch seines eigenen Labels gekonnt mit der Stimme spielt und die Erzählpassagen gespenstisch zurückhaltend liest. Doch gerade einige der Clowns spricht er so dermaßen nervtötend, dass der Albtraum auch akustisch spürbar wird.