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Interview: Elisabeth Dietz (ed) | Fotos: Uwe Tölle

Andreas Steinhöfel

„Kinder haben ein Recht darauf, es schön zu haben.”

Wenn Andreas Steinhöfel alle Zeichnungen, die er von seinen Lesern geschickt bekommt, aufhängen wollte, bräuchte er eine ganze Wohnung voller Kühlschränke. Die würde er aber zur Zeit sowieso nur sehen, wenn er zwischen Lesereisen und Preisverleihungen zufällig zu Hause ist. Dort, in Berlin-Kreuzberg, sprach er mit hörBücher über das Vor- und Selberlesen, kritische Kinder und leichtgläubige Erwachsene.

Die Jury, die „Rico , Oskar und die Tieferschatten“ zum „Hörbuch des Jahres 2008“ wählte, attestiert Ihnen „vereinnahmende Vorlesequalitäten“. Ihre Stimme werde zum Freund des Hörers, heißt es in der Begründung. Wo haben Sie Vorlesen gelernt?

Als Kind hatte ich Märchenplatten, die gab es als Belohnung, zu Weihnachten oder wenn wir krank waren. Beim Selberlesen habe ich immer versucht, im Kopf diesen Ton hinzukriegen. In der Schule habe ich dann angefangen, Theater zu spielen. Vielleicht liegt es daran, dass es mit dem Vorlesen so gut funktioniert.

Wie entscheiden Sie, ob Sie ein Buch selbst einlesen?

Wenn ich einen Text selber einlese, weiß ich, dass der an den Stellen, an denen er witzig sein soll, auch witzig rüberkommt, so Gott will. Andere Vorleser würden vielleicht die Schwerpunkte anders verteilen oder meinen Humor nicht wahrnehmen. „Rico und Oskar“ ist so ein Text.

Wem lesen Sie privat am liebsten vor?

Niemandem. Ich hab‘s mal bei meinem Freund versucht, aber der pennt nach fünf Minuten ein. Ich lese ihm aus den „Mumins“ vor, die ich über alles liebe, und der pooft einfach weg!

Erwachsene, vor allem Pädagogen, tun immer so, als müsse man Kinder unbedingt zum Lesen anhalten. Aber wird Lesen, wenn man es verordnet, nicht zu etwas Ungeliebtem wie Gemüse oder Joggen? Was halten Sie von Leseförderung?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, lebten wir in einer Welt, in der wirklich alle lesen. Und gerne lesen. Allerdings kenne ich auch eine Menge gute, aufrechte Menschen, die gar nicht lesen. Und ich kenne andere Menschen, die unglaublich tolle und volle Bücherregale haben, aber die letzten Bratzen sind. Klar, auf Lesen als Kulturtechnik ist man angewiesen, aber das kann nicht Sinn von Leseförderung sein. Leider habe ich das Gefühl, dass es nur darum geht: Man muss lesen können, weil man das später mal braucht, im Beruf oder für die Ausbildung.

Um als Erwachsener besser verwertbar zu sein.

Genau, ganz genau. Und das geht mir auf die Nerven. So hab' ich als Kind nicht gelesen. Ich hab's mir selber beigebracht, bevor ich in die Schule kam – Lesen war für mich immer Genuss.

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