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Interview: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Stefan Gärtner

Cornelia Funke: Geisterritter

Wie man Geister beschwört

Nach „Reckless“ hat Cornelia Funke wieder eine Geschichte für ihre jüngeren Leser geschrieben. Ein Geisterroman, zu dem sie während eines Besuchs der Kathedrale im englischen Salisbury inspiriert wurde – und in dem sie auch zwei „echte“ Kinder verewigt hat.

Cornelia, Du bist beim Sightseeing in Salisbury über Deine neue Geschichte gestolpert. Bist Du als Autorin auch in der Freizeit immer im Dienst?

Ja, aber auf beste Weise. Ich bin immer auf Schatzsuche, denn es kann ja sein, dass ich auf etwas stoße. Zum Glück ist meine Arbeit mein allergrößtes Vergnügen, sodass ich das sehr gerne mache.

Was macht die Kathedrale von Salisbury zu einem besonderen Ort?

Die Kathedrale ist aus sehr hellem Stein und hat für ein so großes Gebäude eine unglaubliche Leichtigkeit. Außerdem kann man dort einen der schönsten Sarkophage der mittelalterlichen Skulpturkunst finden –  den meines Helden, William Longspee, der ein Bastardsohn Heinrichs des Zweiten und der Bruder von Richard Löwenherz war.

Heinrich II. und Richard Löwenherz haben Geschichte geschrieben. Was macht ausgerechnet Longspee zu einem Romanhelden?

Es stimmt. William Longspee hat als unehelicher Königssohn nie die Rolle gespielt wie etwa Richard Löwenherz. Aber er befehligte für eine Weile die englische Flotte und war bei der Unterzeichnung der Magna Charta anwesend – gemeinsam mit seiner Frau, Ella von Salisbury, mit der Richard ihn verheiratet hat. Während einer der vielen Umbauten in der Kathedrale wurde sein Skelett umgebettet, und dabei fand man in seinem Totenschädel eine Ratte, die an Arsenvergiftung gestorben war. Eine Führerin in der Kathedrale erzählte mir, dass es immer das Gerücht gegeben hatte, dass William vergiftet worden war. Angeblich hatte er sich einen der mächtigsten Männer Englands, Hugh de Burgh, zu seinem Feind gemacht. Ich fand diese Geschichte fantastisch und überlegte mir, wie es wäre, wenn Longspees Geist einen Jungen aus unserer Zeit gegen andere Geister beschützen würde.



Ich habe beim Lesen die Namen der historischen Figuren gegoogelt und bin virtuell auf deren Spuren gewandelt. Hoffst Du, dass es vielen anderen Lesern auch so geht?

Das ist genau meine Hoffnung. Salisbury ist so ein wunderschöner Ort, und ich habe ja schon mit Venedig erlebt, dass Kinder dort auf den Spuren des Herrn der Diebe wandeln. Es ist fantastisch, eine Geschichte an einem realen Ort anzusiedeln und den Lesern die Chance zu geben, sie dort nachzuleben. Die Verbindung von Fiktion mit Wirklichkeit ist ja nicht nur für Kinder berauschend. Ich hoffe sehr, dass es bald die ersten Jungen gibt, die neben Longspees Sarkophag knien und versuchen, ihn zu beschwören. Ich habe die dortige Bischöfin schon gewarnt, dass einige meiner Leser versuchen werden, wie mein Held Jon über die Mauer zu klettern. Sie sagte daraufhin, dass sie damit schon klarkämen, und hat mir sogar erzählt, wie man am besten über die Mauer kommt …

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