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Portrait: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Florian Froschmayer

Charles Rettinghaus

„Sherlock Holmes ist für mich ein Glücksfall“

Er synchronisiert diverse Hollywood-Stars, dreht fürs Fernsehen, macht Lesungen und Hörspiele und moderiert den „Ohrkanus“: Charles Rettinghaus hat gut zu tun. Wir sprachen mit dem sympathischen Schauspieler, der derzeit gleich zweimal auf Spurensuche geht …

Sein Name ist Holmes. Sherlock Holmes. Und er wird seit Kurzem auf der Kinoleinwand sowie in einer Romantruhe-Hörspielreihe von Charles Rettinghaus gesprochen. „James Bond war mir nicht vergönnt“, sagt der Schauspieler lachend. Das sei schließlich der Traum eines jeden Synchronsprechers. „Aber jetzt habe ich gleich zweimal Sherlock Holmes bekommen, und das ist auch großartig.“

Beide Rollen hängen eng damit zusammen, dass Rettinghaus seit Jahren die deutsche Synchronstimme von Hollywood-Star Robert Downey Jr. ist, der in den neuen Verfilmungen von Guy Ritchie nicht nur den berühmtesten Detektiv der Welt mimt, sondern der Figur überdies modernere Züge verpasste. Das gefiel auch Produzent Markus Winter vom Verlag Romantruhe, als er für die ebenfalls neue „Sherlock Holmes & Co“-Hörspiel-Reihe über die Besetzung nachdachte. Die Reihe, in der es sich nicht nur um Holmes und seinen Sidekick Dr. Watson dreht, hat zwar einen klassischeren Ansatz als die neuen Hollywood-Verfilmungen, doch der ironische Unterton von Robert Downey Jr. sollte auch darin seinen Platz finden. Also fiel die naheliegende Wahl auf Charles Rettinghaus und Florian Halm, der Jude Law alias Dr. Watson seine Stimme leiht. Was auch deswegen passt, da sowohl Film als auch Hörspiel Holmes so darstellen, wie es Arthur Conan Doyle beabsichtigt hatte – also keine älteren Männer, die auf Verbrecherjagd gehen, sondern zwei Herren Mitte 30. Dass der Transfer gelungen ist, belegen die durchweg guten Kritiken für Guy Ritchies ersten Holmes-Film (Teil 2 läuft im Dezember in den Kinos an) und die Folge „Das Geisterhaus“, der Auftakt zu „Sherlock Holmes & Co“. Anfang August war Charles Rettinghaus im Studio, um für die neue Hörspiel-Folge „Das Spinnennetz“ wieder den Meisterdetektiv zu geben.

Ein Sonderling mit Drogenproblemen

„Für mich ist Holmes in zweifacher Hinsicht ein Glücksfall“, erzählt Rettinghaus. „Zum einen ist es eine Paraderolle für Robert Downey Jr., der schlicht ein fantastischer Schauspieler ist und der Figur des Holmes seinen modernen und ironischen Stempel aufdrückt.“ Downeys schauspielerische Vorlagen machen es einem Synchronsprecher sehr leicht. „Zum anderen ist Sherlock Holmes eine Figur, die mich nicht nur seit meiner Kindheit begleitet, sondern auch fasziniert, weil es ihr seit  Jahrhunderten gelingt, immer wieder neue Generationen zu begeistern“, sagt Rettinghaus, dessen 18-jähriger Sohn den „neuen“ Holmes toll findet. Robert Downey Jr. sagte in einem Interview, dass Holmes ein „weirdo“ sei, ein verrückter Sonderling. Charles Rettinghaus sieht das auch so: „Das ist er mit Sicherheit. Sherlock Holmes hat ja wohl das eine oder andere Drogenproblem und sicher auch deswegen seine Fälle nicht so gelöst, wie jemand, der total clean durch die Gegend läuft.“ Nicht, dass Drogenkonsum ein probates Mittel sei, um ein erfolgreicher Ermittler zu werden, fügt der 48-Jährige schnell hinzu. Aber diese Besonderheiten machen die Figur letztlich aus. Als der Hörspiel-Regisseur von „Das Geisterhaus“ Rettinghaus bat, die Titelrolle so anzulegen wie bei seiner Synchronarbeit im Film, habe er das natürlich mit großem Vergnügen gemacht, war aber zunächst skeptisch, ob das im Hörspiel auch funktionieren würde. Es funktioniert, zumal sich „Sherlock Holmes & Co“ mit der teilweise lockeren Sprache von der Vielzahl anderer Holmes-Hörspiele abhebt.

Positive Resonanz, Auszeichnungen und eine Menge Arbeit
 
Überhaupt freut sich Charles Rettinghaus derzeit an vielen Fronten über positive Resonanz, Auszeichnungen und jede Menge Arbeit – und das nicht nur, weil er (u.a.) die deutsche Stimme von Robert Downey Jr., Jamie Foxx, Matt Dillon und Jean Claude van Damme ist. Der Status als „Stimme von“ nerve einen Schauspieler natürlich schon mal, „aber dadurch bin ich erst zu vielen Dingen gekommen, auch was die Dreherei angeht“, berichtet Rettinghaus, der beispielsweise 2010 in New York und Los Angeles auf mehreren Festivals für den Film „On Air“ als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde – „einmal sogar neben Ed Harris, Jean Reno und Rosanna Arquette. Das freut mich umso mehr, weil der Regisseur für diese Rolle unbedingt den Schauspieler mit dieser Stimme‘ haben wollte.“ In diesem Herbst wird „On Air“ nun mit einem größeren Budget noch einmal fürs Kino gedreht – diesmal mit Charles Rettinghaus in der Hauptrolle.

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