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Reportage: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Uwe Tölle

Ulrike Grote

„Die ‚Oscar’-Nominierung war eine unglaubliche Auszeichung.“

Ulrike Grote ist total erkältet, als sie im Altonaer Theater in Hamburg erscheint. Doch kneifen gilt nicht, denn neben dem Interview mit hörBücher steht die Bauprobe für ein Stück an, das sie inszeniert. Mit großer Leidenschaft die Regisseurin und Schauspielerin von ihrer Arbeit, der „Oscar“-Verleihung und ihrem Spaß an Hörbüchproduktionen.

Als Ulrike Grote die Bühne des Altonaer Theaters betritt, ist sie gleich in ihrem Element. Und das, obwohl kein Bühnenbild die Bretter schmückt, noch Publikum sie mit Applaus begrüßt. Heute ist Bauprobe für das von Ulrike Grote inszenierte Stück „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“, das am 30. März Premiere hat. Nur ein Holzgerüst markiert den möglichen Bühnenbildaufbau, dennoch hat die Regisseurin ihre Außenwelt offenbar komplett abgeschaltet, als sie das Provisorium kritisch begutachtet. Ulrike Grote lebt ihre Arbeit – die sie derzeit folgendermaßen gewichtet: „Erst kommt die Regie, dann die Regie und nochmals die Regie. Dann das Schauspiel, danach das Hörbuch.“ Die Leidenschaft, mit der sie über das Inszenieren und ihre Vorbilder („Ich wünschte, der Geist von Billy Wilder würde in mich hineinfahren.“) spricht, zeigt sich auch in dem wirtschaftlich mutigen Schritt, als sie 2003 die Schauspielerei für zwei Jahre an den Nagel hängte und den Filmstudiengang an der Hamburger Universität belegte. „In dieser Zeit, als ich nicht arbeiten konnte, war ich besonders dankbar, Hörbücher aufnehmen zu dürfen, um wenigstens etwas Geld zu verdienen“, berichtet die 44-Jährige, die bereits in etlichen TV-Rollen (u.a. „Der Dicke“, „Tatort“ und „Das Kanzleramt“) zu sehen war. „An der Uni war ich die Älteste der sechs Teilnehmer und habe die dämlichsten Fragen gestellt, und zwar so penetrant und gnadenlos, dass kein Dozent an mir vorbeikam“, erzählt sie schmunzelnd. Mit zunehmendem Alter habe man wohl weniger Hemmungen, die so genannten dummen Fragen zu stellen.

Doch der Lerneifer wurde belohnt. 2005 erhielt Ulrike Grote für ihren Abschlussfilm „Ausreißer“ in Los Angeles den Studenten-„Oscar“. Ein Jahr später war sie sogar für den „Oscar“ in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ nominiert. „Eine unglaubliche Auszeichnung“, erzählt sie und denkt gerne an die Veranstaltung im Kodak-Theatre von Hollywood zurück. Alles sei perfekt und minutiös geplant. „Immer wenn die Werbung läuft, stehen viele der Prominenten auf, gehen in die Raucherecke, um dann schnell wieder zu ihren Plätzen zu rasen und in die Kamera zu strahlen. Ein ständiges Gerenne, wie ein Marathon“, plaudert die Hamburgerin etwas aus dem Nähkästchen. Sogar auf die mögliche Gewinner-Rede würden die Nominierten gezielt vorbereitet. Immerhin von Tom Hanks. Auf einer DVD erklärt der zweifache Oscar-Gewinner die Etikette, hält eine zu lange Rede und „wird gnadenlos für den Werbeblock von der Musik weggegeigt“, sagt die gebürtige Bremerin. Eine Rede hatte sie gar nicht erst vorbereitet, „weil ich nicht mit dem Erfolg gerechnet habe.“  Der „Oscar“ für den besten Kurzfilm 2006 ging übrigens an den irischen Beitrag „Six Shooter“, dessen Regisseur, Martin McDonagh, neben Grote saß, als er von seinem Glück erfuhr und „fix und fertig war“.

 

Zitat:

„Wer nur Schauspieler wird, um schnell berühmt zu werden, hängt einer Illusion nach.“

Ulrike Grote

Die gebürtige Bremerin startete 1985 ihre Schauspielausbildung an der Hochschule der Künste Berlin. Im Anschluss führten sie ihre Engagements an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das Schauspielhaus Zürich und das Wiener Burgtheater. 1994 wurde sie von „Theater Heute“ als „Schauspielerin des Jahres“ ausgezeichnet. Mit ihrer Rolle der Maren in „Woanders scheint nachts die Sonne“ (1996) debütierte sie im Fernsehen. Zwei Jahre später glänzte sie im Leinwanddrama „Gloomy Sunday“. Ulrike Grote hat in zahlreichen Fernsehfilmen und Krimiserien mitgewirkt („Tatort“, „Doppelter Einsatz“ „Großstadtrevier“ und „Das Kanzleramt“). Mittlerweile führt sie vermehrt Regie bei Filmen und Theaterstücken. Ulrike Grote wohnt in Hamburg.

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