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Reportage: Christian Bärmann (bär)

Tess Gerritsen

Hausbesuch bei Tess Gerritsen

Wenn Tess Gerritsen aus der riesigen Fensterfront ihres Wohnzimmers blickt, liegt ihr der Atlantik zu Füßen. Hier im beschaulichen Camden, direkt an der Küste des US-Bundesstaates Maine, schreibt die Autorin ihre Thriller, die mittlerweile in 32 Sprachen übersetzt werden. Und hier durfte hörBücher sie besuchen.

Tess, viele Menschen werden Arzt, weil es ihre Berufung ist. Sie waren Ärztin und wurden dennoch Schriftstellerin – haben Sie gleich zwei Berufungen?

Ich hatte vor allem zwei Kinder (sie lacht). Unsere Söhne kamen, als ich Ärztin war, aber keine Kinderbetreuung finden konnte. Da mein Mann ebenfalls Arzt ist, kam es vor, dass wir mitten in der Nacht ins Krankenhaus gerufen wurden – und das wurde für die Familie immer anstrengender. Also beschloss ich, für eine Weile zuhause zu bleiben. Aber dann fl orierte meine Karriere als Schriftstellerin, und ich kehrte nicht mehr in den Arztberuf zurück. Ich habe aber gerne als Ärztin gearbeitet, auch weil ich von der Wissenschaft fasziniert bin.

Allerdings haben Sie schon sehr früh ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt, oder?

Ja, ich habe bereits als Kind sehr gerne geschrieben. Und als Medizinstudentin mal einen Zeitungswettbewerb mit einer Kurzgeschichte gewonnen.

Warum sind Sie nicht gleich Autorin geworden?

Weil mein Vater ein Amerikaner mit chinesischer Abstammung war und asiatische Immigranten sehr praktisch veranlagt sind. Als ich ihm sagte, dass ich Journalistin werden wolle, sagte er: „Du wirst verhungern.“ In seinen Augen konnte man damit kein Geld verdienen. Also studierte ich Medizin. Übrigens haben wir deswegen in den USA auch so viele chinesische Ärzte, weil ihnen die Eltern glauben machten, dass man mit Kunst kein Geld verdienen könne (sie lacht).

Stimmt es, dass Ihre Mutter an Ihrer Vorliebe für blutige Thriller schuld ist?

Ja, das stimmt. Meine Mutter liebt furchterregende Filme. Als mein Bruder und ich klein waren, haben wir all diese Horrorfi lme gesehen – damals gab es noch keine Altersempfehlungen für Filme. Ich war also während meiner gesamten Kindheit zu Tode erschrocken (sie lacht). Aber so habe ich gelernt, wie ein guter Thriller aufgebaut ist.

Rührt daher auch Ihre offensichtliche Faszination für Blut?

Naja, das liegt natürlich auch daran, dass ich Thriller schreibe und bei Morden Blut oft zwangsweise im Spiel ist. Aber ich bin tatsächlich von Blut fasziniert – doch sind wir das nicht alle? Jeder, der Blut sieht, wird aufmerksam, weil es eine alarmierende Farbe ist. Als Ärztin habe ich oft die Hand in den Körper eines Menschen stecken müssen und dabei festgestellt, wie warm es sich anfühlt. Blut hat eine wunderschöne Beschaffenheit. Es macht nicht nur Angst, sondern hat für viele Menschen auch eine große symbolische Bedeutung. In vielerlei Hinsicht ist Blut also eine sehr, sehr kraftvolle und wunderbare Substanz.

Dennoch spritzt selten Blut in Ihren Roman, da Sie die Tat als solche nicht zeigen …

Nein, das möchte ich auch nicht. Ich zeige lieber, wie die Polizei am Tatort versucht, das Blut zu lesen, um den Tathergang zu rekonstruieren.

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