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Reportage: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Uwe Tölle

Rainer Strecker

Leben im Hier und Jetzt

Dank seiner prägnanten Stimme und seinem sensiblen Textverständnis gehört Rainer Strecker zu den besten deutschen Hörbuchsprechern. hörBücher hat den Schauspieler in Berlin besucht.

Die Räume seiner Berliner Altbauwohnung sind nahezu leer und wirken doch nicht unbewohnt. „Ich mag das Schlichte und Klare sehr gerne“, beschreibt Rainer Strecker die „andere Art der Gemütlichkeit“. Es riecht nach Räucherstäbchen, auf der Teekanne sind chinesische Schriftzeichen zu sehen, und über einem Stuhl hängt ein weißer Judoanzug. „Aikido“, korrigiert Strecker schmunzelnd, betont aber sofort, kein „Asienfreak“ zu sein: „Aber ich mache seit über 20 Jahren Aikido, und da hat sich das eben so ergeben.“ Ebenso wie die Meditation, mit der der 43-Jährige nicht etwa nach dem Sinn des Lebens forscht („es gibt da für mich keine Kosten-Nutzen-Rechnung“), sondern vielmehr das Leben im Hier und Jetzt sucht. „Ständig leben wir in der Vergangenheit oder in der Zukunft, ganz selten jetzt“, erklärt er ohne Pathos. Überhaupt wirkt Rainer Strecker ausgesprochen authentisch, seine Lebensphilosophie ist geradezu beneidenswert: „Ich bemühe mich, so zu leben, dass ich nichts für Geld machen muss – weder einen Film, noch Schauspiel oder ein Hörbuch“, berichtet der gebürtige Berliner. Daher mache er nebenbei noch viele andere Dinge, die ihm ermöglichen, „keinen Mist machen zu müssen, für den ich mich nachher schäme“. So unterrichtet Strecker Aikido und hat beispielsweise Szenenstudium an der Berliner Universität der Künste (UDK) unterrichtet. Dadurch und durch das „Dreieck“ Drehen, Theater und Hörbuch könne er sich ein Leben nach seinem Gusto leisten. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel – etwa „wenn ich wie vor anderthalb Jahren ein eigenes Tanzprojekt auf die Beine stelle und meine Tänzer und Schauspieler bezahlen möchte. Oder mein Sohn ein Medikament bräuchte. So idealistisch bin ich dann nun auch nicht“, betont er. Doch wenn es nur darum gehe, einen Urlaub zu finanzieren, arbeite er lieber im Café, als irgendeinen Blödsinn zu machen.

Schön, dass gerade Hörbuchfreunde von dieser Philosophie hörbar profitieren. Bei der hörBücher-Leserwahl zum „Grandiosesten Hörbuch 2008“ war Rainer Strecker gleich mit drei Produktionen vertreten: Markus Zusaks „Der Joker“, Sadie Jones’ „Der Außenseiter“ sowie der Siegertitel in der Kategorie „Kinder- und Jugendhörbuch“, Cornelia Funkes „Tintentod“. Strecker hat die Gabe, sich in Texte hineinzuleben, sie zu verstehen und zum Leben zu erwecken, ohne sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Jede Pause, die er setzt, hat einen Sinn. „Mir fliegt das nicht zu, ich verstehe auch nicht gleich jeden Text“, betont der Schauspieler, der durch die Krimireihe „Einsatz in Hamburg“ (ZDF) einem größeren Publikum bekannt wurde. „Ich möchte nur nichts sagen, was ich nicht verstehe.“ Einen Text nur bedeutungsschwanger aufzusagen, ist nicht seine Sache.

 

Zitat: „Ich möchte keinen Mist machen müssen, für den ich mich nachher schäme.“

Rainer Strecker

Rainer Strecker (geboren 1965 in Berlin) war nach seiner Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München festes Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Auftritte in TV-Serien wie „Bella Block“ oder als Kommissar Volker Brehm in „Einsatz in Hamburg“ sowie im Kinomusical „Linie 1“ machten ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Als Hörbuchsprecher schafft er es immer wieder auf die hr2-Hörbuchbestenliste. Er lebt in Berlin.

www.rainerstrecker.de

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