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Reportage: Andreas Narozny (ay) | Fotos: Ekkehart Reinsch

Charles Brauer

Nach 60 Jahren so neugierig wie am ersten Tag

Charles Brauers Augen sind vom langen Lesen noch leicht gerötet. Doch nach einer kurzen Kaffeepause widmet sich der profilierte Schauspieler und Sprecher Mitte September in einem Kölner Studio geduldig dem Interview mit hör Bücher .

Dass man mit 72 Jahren auf mehr als sechs Jahrzehnte Berufserfahrung zurückschauen kann, ist bemerkenswert. Dass man sich dann nicht in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, ebenso. Für Charles Brauer scheint das Altenteil keine wirkliche Alternative zu sein. „Ich gehe aber nicht mehr auf Tournee oder spiele durchgehenden Rollen in Serien“, sagt Brauer. Häufig genug unterwegs ist er trotzdem. Wie hier in Köln, wo er gerade den ganzen Tag für „Das große ELTERN-Weihnachtsbuch“ (Random House Audio) im Studio stand. Dazu kommen Theaterproben, Film- und Fernsehdrehs oder Lesungen bei Literaturveranstaltungen. „Ich suche mir vielleicht immer noch zu viel aus“, meint er. Und seine Frau, die Bühnebildnerin Lilot Hegi, würde jetzt kräftig mit dem Kopf nicken, betont Brauer. Dabei wirkt er nicht wie ein Getriebener, der unter allem Umständen in der Öffentlichkeit stehen muss. „Ich habe Spaß an der Arbeit. Und solange die Birne noch mitspielt und ich Texte lernen kann, bin ich gerne dabei.“ Und wie bleibt man all die Jahre im Geschäft? Ohne Talent und Fleiß gehe es natürlich nicht. Aber Neugierde und Durchhaltevermögen seien noch viel wichtigere Voraussetzungen.

Und dieses Durchhaltevermögen zeichnet Brauer aus. Seine Vita ist ein Stück deutscher Theatergeschichte der Nachkriegszeit. Er stand unter Regiegrößen wie Gustaf Gründgens, George Tabori, Claus Peymann und Fritz Kortner auf der Bühne. Parallel zu vielen renommierten Theaterengagements arbeitete er beim Film, später beim Fernsehen. Im bombenzerstörten Berlin wurde er 1946 von Gerhard Lamprecht für einen der ersten deutschen Nachkriegsfilme praktisch von der Straße engagiert. Für die DEFA-Produktion „Irgendwo in Berlin“ stand Brauer so als elfjähriger erstmals vor der Kamera. „Der Einstieg ins Geschäft war reiner Zufall. Aber heute könnte ich mir keine andere Arbeit mehr vorstellen“, so Brauer. In der 50er-Jahren glänzte er in der „live“ produzierten Fernsehserie „Familie Schölermann“, in der jüngeren Vergangenheit in der ZDF-Serie „Samt und Seide“.


ZITAT:
„Solange die Birne noch mitspielt, bin ich gerne dabei.“

Charles Brauer

Charles Brauer wurde am 3. Juli 1935 als Charles Knetschke in Berlin geboren. Später nahm er den Familiennamen seiner Mutter an. 1956 wurde er festes Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, danach folgten siebe Jahre an den Münchener Kammerspielen. Nach 1983 gastierte er unter anderem an den Staatstheatern Stuttgart und Hannover sowie am Schillertheater in Berlin, an der Essener Oper und bei den Salzburger Festspielen. Mit seiner Frau Lilot Hegi und Sohn Jonas wohnt er seit 22 Jahren im schweizerischen Baselland.

 www.charlesbrauer.de

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