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Spezial: Jörn Radtke (jr) | Fotos: Uwe Tölle

Peter Lohmeyer

Der über den Ball spricht

Seit dem Film „Das Wunder von Bern“ ist Peter Lohmeyer die deutsche Stimme des Fußballs im Hörbuch. Für das Special anlässlich der Fußball-EM hat hörbücher daher den bekennenden Schalke-Fan getroffen und mit ihm über Gott und den Ball geplaudert. Schließlich gilt: Ob Ball oder CD, ob Tor oder CD-Player – das Runde muss in das Eckige!

Wir treffen Peter Lohmeyer an historischer Stätte: Auf dem Sportplatz von Altona 93 in Hamburg. Hier auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn zwischen Mietshäusern und Verlagsgebäude der „Hamburger Morgenpost“ hat schon Dieter Seeler, der Bruder von „Uns Uwe“, als Zwanzigjähriger seine Fußballschuhe geschnürt, um das runde Leder in die Maschen zu jagen. 31 Mal in 67 Oberligaspielen gelang es ihm, bevor er dann zum HSV zurückwechselte, um gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Uwe aufzulaufen.

Auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn ist Peter Lohmeyer selbst zwar nie aufgelaufen. Dafür kickte sein Sohn Louis, auch Lohmeyers Filmpartner im „Wunder von Bern“ seit dem fünften Lebensjahr bei dem Traditionsverein. Lohmeyer selbst spielt seit seiner Zeit bei der C-Jugend des VfB Stuttgart zwar nicht mehr im Verein, dafür kickt er jeden Sonntag um 13 Uhr auf der grünen Wiese in Hamburg, gemeinsam mit Louis. „Im Verein spielen, das geht nicht bei meinem Beruf“, sagt er. Das Problem: die Verletzungsgefahr. Für Bänderrisse und blaue Augen, die nicht die Rolle dem Darsteller ausdrücklich auf den Leib schreibt, hat kein Theaterintendant oder Regisseur wirklich Verständnis.

Doch der Fußballgott ist ein Gerechter und er liebt seine Jünger, wie auch sie lieben ihn. Und so hat er Peter Lohmeyer die Rolle des Kriegsheimkehrers Richard Lubanski in Sönke Wortmanns „Wunder von Bern“ verschafft, der sich über den Fußball und das Endspiel der WM 1954 seinem Sohn Matthias Lubanski zaghaft nähert und schließlich für sich gewinnt. Dieser Hauptrolle verdankt Peter Lohmeyer es nicht nur, dass viele Nationalspieler ihn heute persönlich kennen, sondern auch, dass er es als Torschütze bis in die Fernsehnachrichten von „heute“ geschafft hat. Bei einem Benefizspiel zugunsten des „Bobby Moore Fund for Cancer Research“ anlässlich des 40 Jahre zurückliegenden WM-Endspiels 1966 in Wembley (Anmerkung: Bobby Moore war der Kapitän der englischen Nationalmannschaft 1966. Er verstarb 1993 an Darmkrebs.), durfte auch Lohmeyer in einem Promi-Team auflaufen. Gemeinsam mit den Ex-Profis Lothar Matthäus, Bodo Illgner, Thomas Berthold, Steffen Freund, Bruno Labadia und Maurizio Gaudino. Dann geschah, wovon jeder Fußballspieler träumt: „In der siebten Minuten – ich krieg’ die Pocke, bumm, mach’ den rein. Ich dachte, boah, was ist das denn?! Ich meine, England – und ich mach’ den rein“, fasst Lohmeyer diesen großen Augenblick seines Lebens in reinstem Fußball-Deutsch sprachgewaltig zusammen.

Doch damit nicht genug: „Bei einem Eckball sagte Chris Waddle zu mir: „You told me, you have only seven Professionals.“ Und ich sage: „That’s true.“ Er sagt: „No, that’s not true. You are eight. You are also professional.” Und ich sage: „No, I am an Actor.“ Und er sagt: „No. You were an Actor, now your are a Footballer.” Das war für mich wie ein Ritterschlag!” Von dem englischen Ex-Nationalspieler Chris Waddle vom Schauspieler in den Rang eines Fußballprofis erhoben zu werden, das war für Lohmeyer die größte Auszeichnung. „Als wir mein Tor dann im Fernsehen in den „heute“-Nachrichten sahen, sagte meine damalige Frau zu mir: „Mal ehrlich, dafür würdest du doch jeden Bundesfilmpreis knicken.“ Und ich sach’: Ja!“ Wer so spricht, trägt anstatt eines Steines einen Fußball in der Brust, und in dessen Adern fließen königsblaue Fan-Gesänge.

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