Das Familientreffen

Anne Enright

Das Familientreffen

ERZÄHLUNGEN UND ROMANE

Gelesen von Anna Thalbach

Informationen: gekürzte Lesung, 298 Minuten, 4 CDs, 19.95 €

Verlag: Hörbuch Hamburg

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Rezension

„Oft mögen wir die Leute, die wir lieben, nicht mal“, stellt Veronica lakonisch fest. Vom ersten bis zum letzten Satz macht Sprecherin Anna Thalbach sich diesen Ton variationsreich zu eigen. Mal überwiegt die Trauer um Veronicas Bruder Liam, der sich das Leben genommen hat. Mal die Wut auf die Mutter, die sich blass und ungreifbar aus jeder Verantwortung stiehlt. Und wenn Veronica ihre Geschwister beim Leichenschmaus beobachtet, kippt der Ton ins Boshafte. Denn manchmal mag man die, die man liebt nicht mal – und ist doch mit ihnen verbunden. Liams Tod lässt Veronica ihr eigenes wohlgeordnetes Leben in Frage stellen. Um ihre Geschichte und die des Bruders zu verstehen, schaut sie zurück in die Vergangenheit – in ihre eigene und die vorheriger Generationen.
In plastischen Bildern beschwört Anne Enright Kindheitseindrücke aus dem Dublin der 1970er Jahre herauf, ohne dabei den typischen Irland- Klischees zu verfallen. Die plastischen Alltagszenen – das Strumpfband der Großmutter, die Teestunde in der guten Stube – erstehen vor dem inneren Auge des Hörers auf. Sie verbinden sich zu losen Bilderfolgen und führen Veronica zu einer dunklen Erinnerung. Doch die Zusammenhänge zwischen den Szenen werden nur angedeutet. Dem Hörer verlangt der Stoff deshalb höchste Konzentration ab.  

(akm)

Kurzbeschreibung

Wo hat das Unglück nur angefangen? Liam hat sich Steine in die Hosentaschen gesteckt und ist ins Meer gegangen. Liam, der Rebell, dem das Leben nicht gelingen wollte. Veronica hat ihren Bruder geliebt, bloß - mochte sie ihn eigentlich? Fest steht, sie hat es nicht geschafft, ihm zu helfen, auch damals nicht, als sie Kinder waren. War es wirklich Missbrauch, was sie gesehen hat und hätte sie nicht reden müssen? Jetzt ist der Selbstmord für sie Anlass, einen tiefen Blick in die Familiengeschichte zu werfen. Auch wenn sie weiß, dass Erinnerung und Fantasie nahe beieinander wohnen, Gefühle niemals eindeutig und klar sind, lotet sie unerbittlich die Lebenslügen aus, ihre eigenen und die der anderen. Familien sind eine Zumutung, resümiert sie wütend. Am Ende aber gewinnt die Zuversicht.


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