Allein unter Amerikanern
SACHHÖRBÜCHER
Gelesen von Stefan Krause
Informationen: ungekürzte Lesung, 840 Minuten, 16.95 €
Verlag: John Verlag
Rezension
Dieses Buch lässt mich voller Zwiespalt zurück. Einerseits entlockt der israelisch-amerikanische Autor Tuvia Tenenbom, der seit Jahrzehnten in New York lebt, auf seiner Reise durch die USA den Bürgern viele aufschlussreiche Gedanken, ihre innersten Gefühle, die sie offiziell so meistens gar nicht zeigen - sodass ein Kaleidoskop seltsamer Eigenarten und Kulturen entsteht. Tenenbom trifft alle Schichten, Mehr- und Minderheiten und hält die Zerrissenheit eines Landes fest, das wohl niemals glücklich werden wird und ängstlich darauf bedacht ist, alle Freiheiten einzuschränken. Andererseits ist sein Blick voller Sarkasmus und (leicht hochnäsiger) Erwartung, nur Absurditäten und Vorurteilen zu begegnen - was dann immer doppelt so schlimm eintritt. In 29 Kapiteln bestätigen zumindest Tenenboms Beobachtungen seine eigenen Vorurteile. Wenn es wirklich keine schönen Erlebnisse zu berichten gab, passt sein Fazit: "Kann sich die Menschheit auf die USA verlassen? Ich würde es nicht tun." Stefan Krause trägt den bedrückend-faszinierenden Reisebericht gekonnt vor, liest immer passend zur Stimmung und fühlt sich vor allem bei Dialogen schauspielerisch besonders wohl.
(rw)