Der fremde Wille

Wer Böses denkt, würde diesem Hörbuch vorwerfen, lediglich auf den CSI-Zug aufzuspringen. In endlosen Ermittlungen und stundenlangem Profiling wird ein Täter gesucht, der mit seinen grausamen Morden im englischen Garten beginnt und sich fast zeitgleich nach Schottland, Boston und Hawaii ausbreitet. Die Münchener Sonderkommission findet jede Menge DNA und Fingerabdrücke, aber keinen Verdächtigen und kein Motiv. Für einen Thriller nichts Neues.

Originell aber wird es, als plötzlich das Verbrechen selbst und nicht mehr der Mörder gejagt wird. Das mag absurd klingen, ist aber für einen Biologen denkbar. Es handelt sich um eine Art Hirnparasit, der den freien Willen nimmt und Menschen zu einer Art Werwolf werden lässt, der mit grauenhafter Brutalität seine Opfer durch extreme Bisswunden tötet.

Eine Seele aber bekommt das Hörbuch erst, als die persönliche Beziehungs- und Familiengeschichte des Ermittlers sich fast unmerklich in die Geschichte schleicht und sie zu einem überraschenden Ende bringt. Auch Heikko Deutschmann zeigt seine wahren Sprecherqualitäten immer in den menschlichen und emotionalen Momenten. 

Der Rest des Hörbuchs steht ganz im Zeichen seiner berühmten Märchenonkelstimme, bei der man Deutschmann geradezu vor sich im Ohrensessel sitzen sieht. Nicht allzu passend für einen Thriller.