Der Täter

Alleine Simon Jägers Vortragsleistung hat mich über die gesamte Distanz dieses arg mäßigen "Thrillers" bei der Stange gehalten. Wie er es schafft, vom Polizisten mit südamerikanischem Akzent über eine junge Staatsanwältin bis hin zu einem ans Atemgerät angeschlossenen, keuchenden Alt-Nazi alle erdenklichen Protagonisten akustisch glaubwürdig zu verkörpern, ist wirklich aller Ehren wert. Zumal ihm während der knapp 18 Stunden nur eine Handvoll Aussprache- und Betonungsfehler unterläuft. Chapeau!

Leider kann die Story da ganz und gar nicht mithalten. Zwar erscheint die Ausgangslage - ein Mann, der während des Zweiten Weltkriegs in Berlin Juden an die Nazis verraten hat, tötet 50 Jahre später in Miami jüdische Mitbürger, die ihm seinerzeit entkommen sind - zunächst recht originell. Doch ist das Ganze alles in allem sehr langatmig erzählt.

Katzenbach schildert die Ermittlungen des pensionierten Polizisten Simon Winter, der durch den Tod seiner Nachbarin ins Geschehen verwickelt wird, arg detailverliebt und leider fast gänzlich spannungslos. Auch wirken neben so manchem Dialog vor allem die Selbstgespräche der Hauptperson völlig gekünstelt, eine oberflächliche Lovestory schlicht dämlich. Dass die Psyche des Täters sowie dessen Motivation so gut wie gar nicht erklärt werden, fällt da kaum noch ins Gewicht.

(cb)

Miami 1995. Als seine Nachbarin Sophie Millstein erdrosselt aufgefunden wird, ist Detective Simon Winter klar, dass ihre Angst berechtigt war: Tags zuvor hatte die Holocaustüberlebende ihm verzweifelt berichtet, ihr sei der Schattenmann begegnet – jener Nazi-Scherge, der damals untergetauchte Juden ans Messer lieferte. Ist er zurückgekehrt, um die letzten Zeugen seiner Taten zu beseitigen?