Hollywood Station

Quincy, Colombo oder Derrick? Der Polizeiberuf versprüht seit jeher eine Faszination für all diejenigen, die ihn nicht ausüben müssen. Wie der Arbeitsalltag wirklich ist, versucht Joseph Wambaugh in diesem Krimi zu skizzieren. Wer Gewalt, Blut oder Ekel erwartet, wird enttäuscht. Wir folgen ein paar Cops der Hollywood Station, einem Polizeirevier durch den Arbeitsalltag. Fäkalien, stinkende Obdachlose und siffige Junkies sind das Parfum des Alltags.
Die Erzählperspektive richtet sich nach den Arbeitspartnerschaften der Officer und gibt Sprecher Simon Jäger den Takt vor. Dem 36-Jährigen, der sich als Synchronstimme von Matt Damon einen Namen gemacht hat, gelingt der Spagat zwischen Erzählstimme und Charakterstudie. Ein Pluspunkt ist sein perfektes Timing. Die Betonungen passen wie die Ausreden der Gangster, die Ironie sitzt so locker wie die 45er-Magnum im Schulterhalfter. Eindringlich transportiert Jägers Stimme das Leid der Cops, das Dienstmoral und Arbeitsleistung bröckeln lässt. Die Anspannung ist zu groß. Die Verbrecher sind gefährlich, weil bewaffnet und durch Drogen enthemmt. Ein zusätzlicher Schlag oder Schuss bei der Verhaftung gilt als Vorsichtsmaßnahme. 
Manchmal gibt man Wambaugh in seiner reaktionären Art Recht - Polizisten sind keine Sozialarbeiter -, meistens jedoch nicht. Doch eines ist klar: Im Gegensatz zu anderen Krimis polarisiert und provoziert der Hörstoff erfreulicherweise noch.