Tu es. Tu es nicht.

Der nächste Roman ist immer der schwerste. Vor allem, wenn gleich der erste so einschlägt, wie das Debüt des Briten S. J. Watson. Nach seinem Megabestseller "Ich. darf. nicht. schlafen." widmet er sich abermals einer Heldin mit dunkler Vergangenheit. In dem Thriller mit dem unaufgeregten Originaltitel "Second Life" sucht eine junge Frau auf den Webseiten eines erotischen Datingportals nach dem Mörder ihrer jüngeren Schwester Kate. Julia bringt damit nicht nur sich und ihren Vorzeigeehemann in tödliche Gefahr, sondern auch ihren Sohn Connor, den sie einst adoptierte, weil seine leibliche Mutter Kate nicht in der Lage war, sich um ihn zu kümmern. Trotz des arg weit hergeholten und recht routiniert abgewickelten Showdowns versteht es Watson über weite Strecken erneut, die Zuhörer in seinen Bann zu schlagen. Vor allem auch dank der entscheidenden Mithilfe einer einmal mehr bestechenden Andrea Sawatzki. Souverän und präzise verlagert sie ihre Stimme um minimale Nuancen und klingt dann plötzlich melancholisch statt eisig kühl, aufwühlend emotional statt klar und stringent. Ihr Vortrag entwickelt dadurch einen zauberischen Sog, der einem an sich schon packenden Plot noch das gewisse Etwas verleiht.

(smv)

Julia führt ein wohlsituiertes, gesichertes Leben in London. Ihr Mann Hugh ist ein besonnener Chirurg, ihr dreizehnjähriger Sohn Connor ihr Ein und Alles. Nur ihre jüngere Schwester Kate, die in Paris lebt, macht ihr mit ihrem unsteten Lebenswandel Sorgen. In der Vergangenheit sind Dinge passiert, die die Schwestern bis heute umtreiben. Da kommt die schreckliche Nachricht, dass Kate erschlagen aufgefunden wurde. Julia begibt sich auf eine gefährliche Suche – und gerät unaufhaltsam in den Sog des Verbrechens und ihrer eigenen Sehnsüchte.