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Biopic als Beziehungsdrama

Eine kleine Geschichte der Liebe

Vom Drehbuch bis zum fertigen Film dauerte es zehn Jahre – nun erzählt „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ohne Voyeurismus und Skandale von der Ehe des weltberühmten Physikers Stephen Hawking und seiner Frau Jane. Zum Kinostart (25. Dezember 2014) verlost BÜCHERmagazin dreimal die Dokumentation „Hawking“ zum Film auf DVD (Ascot Elite Home Entertainment). von Sonja Hartl 

Der Unterschied zwischen den Fähigkeiten des Körpers und des Gehirns – dieses Missverhältnis beeindruckte Drehbuchautor und Produzent Anthony McCarten an Stephen Hawking anfangs zutiefst. „Das erste Mal wurde mir Stephen 1988 bewusst, als er ,Eine kurze Geschichte der Zeit‘ veröffentlichte“, erzählt er im Gespräch mit BÜCHERmagazin. „Er erstaunte mich als Person und Denker. Damals dachte ich, über ihn wird jemand einen unglaublichen Film machen – und hatte keine Ahnung, dass ich das sein werde.“ „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ist dann jedoch kein Film über den Physiker Stephen Hawking geworden. „Als ich 2004 die Autobiografie von Jane Hawking las, wurde alles, was ich über ihn zu wissen glaubte, in den Schatten von den Dingen gestellt, die ich nicht wusste.“ Also wandte sich McCarten an Jane Hawking, um die Rechte an ihrer Autobiografie zu bekommen. „Sie hat sie mir zwar anfangs nicht gegeben, aber mir erlaubt, einen Drehbuchentwurf zu schreiben, über den wir uns unterhalten können.“ 

Das Drehbuch orientiert sich an der Ehe der Hawkings. „Dadurch hatte ich einen Zeitrahmen von 25 Jahren, in dem ich Stephens Entwicklung und ihre unorthodoxe Beziehung nachvollziehen konnte.“ Der Film erzählt somit von Janes (Felicity Jones) und Stephens (Eddie Redmayne) erster Begegnung in Oxford, von ihrer Ehe, die von Stephens nachlassender Bewegungs- und Sprachfähigkeit bestimmt war, und gibt Einblicke in Stephens Arbeit. „Für die wissenschaftlichen Ideen brauchte ich filmische Bilder und Metaphern, die normale Menschen benutzen würden. Deshalb erklärt beispielsweise Jane in einer Szene den Unterschied zwischen Quantenmechanik und Einsteins Relativitätstheorie mit einer Erbse und einer Kartoffel. Das ist amüsant und lebendig.“ 
 
Der Schwerpunkt des Films liegt indes auf der Beziehung von Jane und Stephen, die von Felicity Jones und Eddie Redmayne in bemerkenswerter Weise gespielt werden. Felicity Jones wird insbesondere in der zweiten Hälfte zum emotionalen Zentrum des Films, Eddie Redmayne zeichnet eindrucksvoll die zunehmenden körperlichen Einschränkungen nach. Mit winzigen Veränderungen drückt er Gefühle aus, und seine Bewegungen und Mimik wirken täuschend echt. Mit der Wahrheit über diese Leben sollte man „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ aber nicht verwechseln. „Der Film ist kein Dokumentarfilm, sondern eine Vorstellung von deren Leben. Ich habe 95 Prozent der Dialoge erfunden, 50 Prozent der Szenen sind passiert, aber auf andere Weise, oder sind nicht passiert, hätten aber passieren können. Man muss bei einem Film die wichtigen Daten ehren, aber 25 Jahre müssen auch in zwei Stunden passen und er muss unterhaltsam sein.“ 
 
Tatsächlich ist „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ein bewegender Film geworden, dessen schauspielerische Leistungen über manche Längen hinwegsehen lassen. Die beste Kritik zu dem Film hat Anthony McCarten indes bereits erhalten: „Ich werde niemals den Moment vergessen, nachdem ich den Film erst Stephen und dann Jane gezeigt habe. Das Licht im Kino ging an und Jane sagte, sie würde schweben. Stephen hatte Tränen auf seinen Wangen und sagte ,weitgehend wahr‘.“
 
Die Entdeckung der Unendlichkeit
Universal Pictures, 123 Minuten, Kinostart: 25. Dezember
 
Jane Hawking: Die Liebe hat elf Dimensionen – Mein Leben mit Stephen Hawking
Übersetzt von Ralf Pannowitsch und Christiane Wagler
Piper (2013), 448 Seiten, 24,99 Euro, als E-Book erhältlich
 
 
Gewinnspiel
 
Persönliche und tiefgehende Einblicke in die bewegende Geschichte  des Ausnahmewissenschaftlers liefert auch die packende Dokumentation „Hawking“, die Ascot Elite im Mai 2014 auf DVD und Blu-ray Disc veröffentlichte. Gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer Stephen Finnigan (I shouldn’t be alive“) erzählt Stephen Hawking erstmals selbst seine Geschichte. Freunde, Familie, Kollegen und Studenten kommen ebenfalls zu Wort und zeichnen ein überaus persönliches Porträt über den Ehemann, Vater und Wissenschaftler Stephen Hawking. Die Kamera, oft auf den Rollstuhl montiert, begleitet Hawking durch den Alltag. Seine Computerstimme kommentiert das Geschehen. Dabei lassen sein pointierter Witz, seine Selbstironie und seine Lust am Leben erahnen, warum dieser Mann seiner Krankheit schon so lange die Stirn bieten kann. Mit seinem millionenfach verkauften Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ rückte er das Interesse an theoretischer Physik in den Mittelpunkt der Gesellschaft und machte so die Geschichte und Entstehung des Universums für jedermann verständlich. 
 
 
 
 
 
 
DVD: Hawking
Ascot Elite Home Entertainment, 91 Minuten, ca. 10,99 Euro
 
 
 
 

 

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