Jump to Navigation
Interview: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Peter von Velbert

Volker Klüpfel über Kommissar Kluftinger

Das Ende der Ochsentour

„Klufti“ ist Kult – von Kempten bis Kiel. Die Fälle des Allgäuer Kommissars Kluftinger sind phänomenal erfolgreich, doch das Autorenduo ist zu beschäftigt, um das zu genießen. Zum Glück fand einer von ihnen, Volker Klüpfel, aber doch Zeit für ein Interview.

Herr Klüpfel, auch Kluftingers sechster Fall thronte sofort auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Gewöhnt man sich als Autor an die Höhenluft?

Ich versuche, mich gegen das Gewöhnen zu wehren, denn es kann ja auch alles schnell wieder vorbei sein. Es freut uns sehr, es ist aber eine abstrakte Freude – es steht halt in der Zeitung. Am schönsten finde ich, dass sich jeder, der im „Spiegel“ die Bestsellerliste liest, fragt, wer denn Klüpfel und Kobr sind (lacht).
 
Schon ein unglaublicher Erfolg für eine Krimi-Figur, die Ihnen auf einer langen Autofahrt von der EXPO in Hannover zurück ins Allgäu quasi aus Langeweile eingefallen ist, oder?

Ja, und ich glaube, wir nehmen uns zu wenig Zeit, das auch mal richtig zu genießen. Aber das ist gar nicht so einfach, weil wir ständig beschäftigt sind – am Buch, am Lektorat, an der Show, bei Interviews und dann schon wieder am nächsten Buch …
 
Kommt „Klufti“ auch im Norden an?

Unser Schwerpunkt liegt im Süden, aber inzwischen sind die Bücher auch im Norden Bestseller. Auch besteht die Nachfrage nach unseren Lesungen mittlerweile deutschlandweit, sogar die Show in Hamburg war ausverkauft. Auch da mag man uns Allgäuer offenbar – aus welchen Gründen auch immer.
 
Wollen Sie mit der Vielzahl Ihrer Lesungen eigentlich einen Rekord aufstellen?

(lacht) Wir werden die Rekordjagd schon bald einstellen und wieder weniger machen. Aber als wir noch voll berufstägig waren, haben wir bis zu 120 Termine pro Jahr gemacht. Das war eine wichtige Aufbauarbeit, die wir leisten mussten. Während wir heute im „Circus Krone“ in München vor ausverkauftem Haus lesen, wären vor acht Jahren nur unsere Verwandten dort gewesen. Wir mussten den Leuten auf dieser Ochsentour erst mal klar machen, dass wir was Lustiges machen.
 
In der Tat leben Ihre Krimis nicht zuletzt vom Humor. In einigen Fällen stellt der Spaß die Spannung schon mal in den Schatten. Ist das beabsichtigt oder gehen die Humoristen mit Ihnen manchmal durch?

Letzteres. Ich glaube, wir müssen uns manchmal noch ein wenig mehr bremsen. Aber wir sehen an den Reaktionen zu „Schutzpatron“, dass wir es ohnehin nicht allen Lesern recht machen können. Wir verlassen uns auf unser Gefühl, und bislang hat es ja ganz gut hingehauen. Wenn man die Bücher als Krimi betrachtet, kommt sicher die Spannung manchmal zu kurz – sieht man sie als Komödie, ist vielleicht zu viel Krimi drin. Es kommt halt immer drauf an, in welcher Schublade wir landen.
 
Die Golfszenen in „Schutzpatron“ sind besonders komisch – und auch beim Schreiben das reine Vergnügen?

Ja, die ganzen privaten Szenen fließen uns nur so aus der Feder und machen schon bei der Besprechung großen Spaß. Und bei den Golfszenen sind wir gespannt, wie selbstironisch die Golfer unter unseren Lesern sind. Als wir zu dem Golfsimulator recherchiert haben, waren wir gerade auf einer Kreuzfahrt, auf der wir gelesen haben. Auf dem Schiff gab es einen Golfsimulator. Das fanden wir cool, sind da hingegangen und bekamen es mit einem wirklich humorlosen Fatzken zu tun – so, wie man sich als Nichtgolfer einen Golfer vorstellt. Und der hat uns geraten, uns erst mal an der Wii zu versuchen, bevor wir uns an einen richtigen Golfsimulator wagen.
 
Und die Kriminalfälle sind demnach der harte Teil Ihrer Arbeit?

Ja, die kosten uns immer jede Menge Zeit, weil wir es mit viel Recherche und einem Konzept zu tun haben, das von vorn bis hinten stimmig ist.
 
Wie teilen Sie sich die Schreibarbeit auf?  

Kapitelweise. Wir besprechen uns vorher sehr detailliert, sodass wir uns die Arbeit einfach aufteilen können, und zwar in sinnvollen Abschnitten. Wenn ich einen Abschnitt fertig habe, schicke ich ihn an Michael, der redigiert ihn dann und schickt mir seine Fassung zurück. Und die geht solange hin und her, bis niemand mehr Einsprüche erhebt.
 
War von vorneherein klar, dass Sie Ihre Romane auch selber vertonen würden?

Nein, da viele bestimmt davon ausgegangen sind, dass wir – zwei Allgäuer – des Lesens überhaupt nicht mächtig sind (lacht). Zunächst aber hatte kein Verlag eine Hörfassung unserer Krimis auf der Liste. Es dauerte bis zum dritten Buch, bis der DAV angeklopft hat. Der Verlag hatte auch schon einen professionellen Schauspieler als Sprecher engagiert. Doch dann war die Verlagsleiterin so begeistert von einer unserer Lesungen, dass sie uns gefragt hat, ob wir das nicht selber lesen möchten. Das hat uns sehr gereizt. Wir sind natürlich keine ausgebildeten Sprecher, bei uns hört man immer diese Färbung durch, aber bei diesen Büchern macht das nichts, im Gegenteil.
 
Wie haben Sie die Rollenverteilung festgelegt?

Beim ersten Mal hat uns der Regisseur gesagt, wer was lesen soll. Beim zweiten Mal konnten wir unsere jeweiligen Stärken noch besser einbringen: Während meine Stärke eher im Erzähltext liegt, sind es bei Michael die verschiedenen Stimmen – und das haben wir bis zum neuen Fall beibehalten und diesmal gewechselt, da wir das ja bei den Lesungen auch permanent tun.
 
Darüber hinaus wurde „Schutzpatron“ diesmal auch deutlich weniger gekürzt …

Ja, der Bearbeiter hat sehr kleinteilig gekürzt, nur einzelne Sätze herausgestrichen und die meisten Szenen somit erhalten. Früher wurden ganze Szenen aus unseren Romanen herausgekürzt, was für uns sehr unbefriedigend war und auch die Leser enttäuscht hat. Deswegen wird es künftig neben der gekürzten Fassung auch eine Komplettlesung geben, weil das viele Kluftinger-Fans gefordert haben.
 
Wenn schon gekürzt werden muss – warum machen Sie es nicht selber?

Das haben wir bei einem der Fälle auch getan. Allerdings war das noch zu der Zeit, als das Hörbuch erst deutlich später als der Roman herausgekommen ist. Durch das zeitgleiche Erscheinen schaffen wir das nun leider zeitlich nicht mehr und müssen auf eine gute Bearbeitung vertrauen. Je nachdem, wie sensibel der Bearbeiter mit der Vorlage umgeht und wie gut er die Materie kennt, desto besser oder schlechter wird das Hörbuch.
 
Kluftingers Lieblingswort ist „Priml“ – ein Fantasiewort, das ein ironisches „Na, toll“ ersetzt. Wie kamen Sie darauf?

Das weiß ich nicht mehr so genau. Es ist ja ein verhunztes „Prima“, und dieses Wort haben wir auf der EXPO 2000 immer dann exzessiv benutzt, wenn wir mal wieder in einer der vielen langen Schlangen gestanden haben. Und da wir im Buch ein Wort haben wollten, das es gar nicht gibt, fanden wir „Priml“ wie geschaffen dafür. Viele glauben ja, das wäre ein Allgäuer Ausdruck. Das stimmt zwar nicht, aber vielleicht kommt das ja noch.

Weitere Hörbücher von Volker Klüpfel

Themenwelten

Senioren, Greise, Silver Surfer

Senioren, Greise, Silver Surfer

Alte Menschen in der Literatur

Vom Eise befreit

Vom Eise befreit

Frühlingsliteratur

Über das Denken

Philosophie für Kinder

Von Geburt an Philosophen

Wer sind die anderen?

Afrika

Der so genannte dunkle Kontinent

Familiengeschichten

Vater, Mutter, Kind, Krieg

Familiengeschichten

Wirtschaftskrisenwerke

Wirtschaftskrisenwerke

Über Gier und Risiko