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Porträt des „Darkside Park”-Autors

Menger wurde Trainee in der Frankfurter Werbeagentur Ted Bates, lernte dort das Schreiben von der Pike auf und durfte als Werbetexter fünf Jahre lang unter anderem für „Swatch“ und „Mastercard“ schreiben. „Es liegt an der Headline einer Werbekampagne, dass die Leute sie komisch finden“, erklärt Menger und führt die Anzeigen für „Lucky Strike“ als inspirierendes Beispiel an. So lernte er, mit kurzen Zeilen Spannung zu erzeugen. „Ich konnte etliche Funkspots machen und mich mit Dialogen richtig austoben, was für meine späteren Hörspiele enorm wichtig war, da ich innerhalb von 30 Sekunden eine Geschichte erzählen musste.“ Heute gehen ihm Dialoge leicht von der Hand.

Welches Erzähltalent – trotz der 5 in Deutsch – in Menger schlummerte, bewies er mit dem Kurzfilm „Geteiltes Leid“, den er im Jahr 2000 quasi nebenbei produzierte. Da er „immer die Masse erreichen“ habe wollen, bot Menger seinen Kurzfilm Verleihfirmen als Bonus-Material auf einer DVD an. Universal und Kinowelt bissen an, und am Ende landete „Geteiltes Leid“ als Extra auf der DVD von „The Cell“.

Über den Umweg der Werbeagentur Jung von Matt, die „The Cell“ und somit „Geteiltes Leid“ mit Begeisterung gesehen hatte, landete Mengers Werk bei der Berlinale, wo der Film 2002 als bester Kurzfilm ausgezeichnet wurde. Wie alle seine Geschichten beginnt auch „Geteiltes Leid“ mit normalen Menschen, deren Leben auf den Kopf stellt wird. „Diese Ideen kommen mir im Alltag – etwa, wenn ich mit meiner Frau an eine Tankstelle fahre und sie kurz rein geht. Aber was passiert, wenn sie nicht mehr herauskommt, sie weg ist?“

Doch die von ihm nach der Berlinale erwartete Flut von Filmangeboten blieb aus. Da er aber unbedingt weiter Regie führen wollte, kündigte er seinen sicheren Job, schrieb Filmskripts und hielt sich mit Werbefilmen und einem Job in einer Videothek über Wasser. Da seine Skripts, darunter „Der Prinzessin“ und „Plan B“, keinen Anklang fanden, machte Menger aus „Der Prinzessin“ mit Jan David Rönfeldt ein Hörspiel.

Doch auch dafür erntete er die üblichen Standardabsagen. Bis Jens Wawrczeck, der in „Der Prinzessin“ den Hausmeister spielt, Menger bei EUROPA ins Spiel brachte, wo 2006 während des Lizenzstreits mit Kosmos um „Die drei ???“ Autoren für die Alternativserie „Die Dr3i“ gesucht wurden. Menger kam an Bord und schrieb die Folge „Hotel Luxury End“.

„Das war einer der größten Momente in meinem Leben, da ich wusste, dass es für mich keine Steigerung mehr geben konnte“, berichtet er. Doch „Der Prinzessin“ hatte immer noch keinen Verlag. Bis das Hörspiel auf der Frankfurter Buchmesse live aufgeführt und Ivar Leon Menger Oliver Rohrbeck vorgestellt wurde, der kurz zuvor seine Lauscherlounge gegründet hatte. Es war der Startschuss für eine fruchtbare Zusammenarbeit und Produktionen wie „Dodo“, „Plan B“ und „Darkside Park“.

2009 gründete Menger mit der psychothriller gmbh seinen eigenen Hörbuchverlag. Thriller und Krimis sind sein Steckenpferd, und das „psycho“ im Verlagsnamen kann als Reminiszenz an Mengers großes Vorbild Alfred Hitchcock verstanden werden. Mit der psychothriller GmbH habe er die Weichen neu gestellt: „Ich war bislang nur auf der ausführenden Seite, als Texter für Werbung oder Autor für Hörspiele. Jetzt kann ich die Produktionen machen, wie ich sie für richtig halte“, begründet Menger den Schritt – und betont, dass er für die Zusammenarbeit mit der „Lauscherlounge“ sehr dankbar ist.

  • Kann eigentlich keiner Fliege ein Haar krümmen: Ivar Leon Menger beim Fotoshooting für hörBücher.

Doch „Darkside Park“ sei ein ganz anderes Projekt. Eine Zusammenarbeit mit fünf verschiedenen Autoren – Hendrik Buchna („Die Dr3i“), Christoph Zachariae („Die Überlebende“), John Beckmann („Lady Bedfort“), Raimon Weber („Gabriel Burns") und Simon Rost („Mitschnitt“) –, die Menger so viel Spaß gemacht hat, dass er die Produktion selbst machen wollte. Also kaufte er „Darkside Park“ von der Lauscherlounge zurück und gründete seinen eigenen Verlag.

Gesprochen von verschiedenen Sprechern, erzählt „Darkside Park“ eine mysteriöse Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Serie ist auf drei Staffeln angelegt, „da ich etwas Abgeschlossenes haben wollte, bei dem die Hörer wissen, dass es ein Finale gibt, bei dem alles aufgeklärt wird“. Menger ist sich sicher, dass man am Ende sofort Lust hat, alles noch mal zu hören: „Ab dem Moment, an dem man alles weiß, macht es einfach superviel Spaß, von vorne anzufangen. Plötzlich erkennt man ganz viele kleine Details, die man beim ersten Mal noch gar nicht wahrgenommen hat.“

Um die Serie zu promoten, geht er einen ungewöhnlichen Weg: Die ersten Folgen kann man sich kostenlos im Internet anhören. Sein Vater meinte, dass man so was nicht verschenken dürfe („was man verschenkt, ist nichts wert“), und auch die Autoren waren zunächst nicht begeistert. „Letztlich“, so Menger, „muss ich ja auch mein Geld verdienen – aber wenn ich die ersten Folgen kostenlos herausgebe, erreiche ich viel mehr Leute. Viele davon werden bereit sein, die nächsten Folgen zu kaufen, vor allem, weil sie wissen wollen, wie es weitergeht. ,Darkside Park‘ funktioniert nur, wenn man alle 18 Folgen hört.“

Und auch wenn sich Ivar Leon Menger sicher ist, dass man die illegalen Downloads ohnehin nicht aufhalten könne, glaubt er an die Chance, die gerade der steigende Marktanteil des Downloads kleinen Verlagen wie dem seinen biete. „Ich mag CDs sehr gerne, aber auf der Produktionsseite ist das CD-Geschäft das härteste, weil man den Vertrieb sowie die Porto- und Lagerkosten hat. Im Downloadbereich kann man besser kalkulieren, zumal in den Buchhandlungen der Stellplatz rar ist, aber iTunes sich über jeden neuen Download freut“, erklärt Menger, der die Entwicklung des Internets für die Hörbuchbranche offenbar ausgesprochen positiv sieht. Nur beim Schreiben, draußen im Wald, da muss auch er auf jeden Fall offline sein.

www.ivarleonmenger.de

www.darksidepark.de

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