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Interview: Jörn Radtke (jr)

Alexandra Kamp

Die Kandidatin

„Sexus“ ist Alexandra Kamps erstes Hörbuch. Mit ihrem Erstling empfiehlt sie sich als Sprecherin für weitere Hörwerke. hörBücher traf die Schauspielerin nach einer Lesung im Café Delight in Kiel und unterhielt sich mit ihr über die Schwierigkeiten, als Sprecherin Fuß zu fassen.

„Isch geschtehe!“ – bevor ich das Hörbuch „Sexus“ gehört hatte, kannte ich den Namen Alexandra Kamp gar nicht. Wohl verriet mir der Aufkleber auf der Verpackung, dass ich es hier mit Horst Schlämmers Film-Verlobter zu tun bekäme, aber eine Stimme oder ein Gesicht oder gar ein Image verband ich mit diesem Namen nicht. Doch manchmal ist Unkenntnis die beste Voraussetzung dafür, eine Leistung vorurteilsfrei anzuerkennen.

Und so fiel die Rezension in unserem Magazin entsprechend gut aus: „Sexus“ lesen, lohnt sich nicht übermäßig. „Sexus“ hören dagegen sehr. Das liegt an Alexandra Kamp. Sie zeigt sich bei ihrer Lesung von Henry Millers Roman als Sprecherin von enormer Vielseitigkeit. Sie setzt Pausen mit Bedacht, dehnt sie bisweilen bis an die Grenze des Unerträglichen.

Sie liest mal mit metallischer Stimme, um dann ins Weiche, Zärtliche zu wechseln. Mal schauspielert sie die wörtliche Rede, mal liest sie in nüchternem Stil einer Nachrichtensprecherin von sexuellen Ausschweifungen. Sehr beeindruckend – auch die Entscheidung, den männlichen Ich-Erzähler bei dieser Aufnahme von einer Frau sprechen zu lassen. Dass „Sexus“ Alexandra Kamps erstes Hörbuch ist, lässt auf mehr hoffen.

Allerdings kommt die Entscheidung, den „Sexus“ von einer Frau sprechen zu lassen, nicht von Universal, die das Hörbuch über ihr Label Deutsche Grammophon vertreibt, sondern von der Sprecherin selbst. Der Grund: „Wenn die Dinge nicht zu dir kommen, musst du zu den Dingen kommen und einfach selber machen und nicht warten, bis irgendwann etwas passiert.“ 

Denn niemand war bis dahin auf die Idee gekommen, Alexandra Kamp auch einmal ein Hörbuch einsprechen zu lassen. „Obwohl ich so gerne vorlese, finde ich bisher in diesem Medium noch gar nicht statt, und das finde ich schade“, so Kamp. Das sollte sich nun eigentlich ändern. Denn mit „Sexus“ hat Alexandra Kamp bewiesen, dass sie sich auf das Einlesen von Literatur versteht.

Sie geht über das reine Vorlesen hinaus, vermittelt über die Stimme einen neuen Eindruck von dem Roman, der sich beim „stillen Lesen“ nicht einstellt: Sie interpretiert und gibt nicht einfach nur wieder. Wobei sich die Arbeit an dem Buch im Studio als eine ständige Auseinandersetzung mit dem Stoff erwies: „Interessanterweise musste ich den Anfang nach zwei Wochen noch einmal einsprechen, weil der mit der Art zu lesen, in die ich mich mit der Zeit hineingefunden habe, nichts mehr zu tun hatte. Das hat überhaupt nicht mehr gepasst“, erzählt Kamp. „Den sehr poetischen Einstieg, den habe ich anfangs gelesen wie eine Krankenschwester. Sehr kühl. Unsere Idee war zunächst, alles Lyrische mit einem fast metallischen Ton zu unterlegen.“ Alexandra Kamp lacht: „Das war eine doofe Idee.“ Viel zu kalt sei es rübergekommen. Es habe einfach nicht funktioniert.

Wenn man Alexandra Kamp bei einer Live-Lesung erlebt, bekommt man einen Eindruck, wie es im Studio bei den Aufnahmen hergegangen sein muss: lebendig und gestenreich. Alexandra Kamp lebt den Text, während sie liest. „Wir haben fast einen halben Tag damit verbracht, das Mikrofon richtig einzustellen“, erzählt sie. „Ich bin da immer irgendwie rangekommen, weil ich so wild gestikuliert habe.“

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