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Julien Gracq

Der Versucher

ERZÄHLUNGEN UND ROMANE

Informationen: , 23 €

Verlag: Droschl

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Redaktion

Leser

Rezension

"Das Hôtel des Vagues sticht in See wie ein Schiff zu seiner Durchquerung des Sommers": Julien Gracq (1910-2007) hat seinen 1945 erschienenen Roman "Der Versucher" im fiktiven bretonischen Seebad Kérantec verortet. Das Hotel ist Ankerplatz einiger happy few, die das Bad im "taufbeckenfrischen" Atlantik ebenso genießen wie den Jazz auf der Kasinoterrasse oder die Bonmots beim gepflegten Diner. Einer von ihnen, der Literaturwissenschaftler Gérard, führt Tagebuch über das Theatrum Mundi dieser Ferienwelt. Mitten im Sommer fühlt er - wie im Inneren einer Frucht - "den Wurmstich" des Herbstes. Der erfolgt, als ein faszinierendes Paar die Bühne betritt: Allan und Dolorès haben das Hotel für ihren letzten Akt erkoren, den gemeinsamen Tod. Dem geht ein großer Maskenball voran. Der weltgewandte Dunkelschöne (frz. Originaltitel: "Un beau ténébreux") zieht die Gäste in seinen Bann. Mit dekadenter Lust, mysterienhaftem Schauder und höhnischem Spott zwingt er sie, seinem geplanten Schiffbruch zuzusehen.

Allans Gewaltakt scheint absurd; er ist aber auch ein acte gratuit, ein Ausdruck absoluten Selbstbestimmungsdrangs. Gracq unterlegt das Drama mit magischen Meeresbildern, starken Metaphern und delikaten Vergleichen aus Kunst, Musik und Literatur.

(wal)

Kurzbeschreibung

Julien Gracqs zweiter Roman (im Original Un beau ténébreux) wurde 1945 veröffentlicht und erscheint nun, fast 70 Jahre später, als letzter seiner großen Prosatexte zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Ein vornehmes Strandhotel in der Bretagne. Unter den Gästen der Literaturwissenschaftler Gérard, der an einer Studie über Rimbaud arbeitet und uns in seinem Tagebuch über die anderen Gäste informiert. Die träge Ferienstimmung verändert sich mit einem Schlag, als ein neuer, faszinierender, intelligenter wie schöner Gast in Begleitung einer ebenso schönen Frau auftaucht, die Anwesenden in seinen Bann zieht und die Anordnung der Paare und die Ordnung der Gefühle durcheinanderbringt. Gracq greift die von den Surrealisten geführte Debatte um den Selbstmord auf und verwandelt sie in ein philosophisch-romanhaftes Geschehen. Aber nicht nur der Surrealismus wird evoziert, sondern zahlreiche weitere intertextuelle Verweise auf die französische und die deutsche Literatur durchziehen den Roman. Vor allem aber ist Gracq in diesem Werk bereits der Meister der atmosphärischen Landschaftsschilderungen, der ungewissen Stimmungen, einer Naturromantik von enormer Intensität, bei der Präzision und Phantasie untrennbar ineinander verwoben sind. »Gérard ist ein genauer Beobachter und sensibler Analysator dieses flirrenden, schillernden Netzes aus latenter Erotik, Zweifeln, Eifersucht und Konkurrenzgefühlen.« (Thomas Palzer, Deutschlandradio Büchermarkt) »Die Bretagne, wo Gracq als Kind die Ferien verbrachte, ist auf jeder Seite präsent, ist zu schauen, zu riechen, zu schmecken.« (Gisela Trahms, Literarische Welt) »Eine Fülle von brillanten Formulierungen, die den Leser immer wieder innehalten lassen.« (Eberhard Geisler, taz) »In einer suggestiv poetischen Sprache und atmosphärischer Dichte schuf Julien Gracq hier eine Erzählkunst, die das Gefühl und die Sinne berührt. Einer der besten Romane des Jahres.« (Stanislav Struhar, Thalia Buchhandlung Wien) »Der Roman lohnt allein schon aufgrund seiner wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, in denen Gracq die bretonische Küste zum Inbild von Melancholie und Vergänglichkeit stilisiert.« (Anja Kümmel, Fixpoetry) »Der Leser ist gefangen in der wunderbaren romantisch-surrealen Sprachführung Julien Gracqs, die den Geheimnissen des Lebens zugewandt ist.« (Andreas Trojan, BR Diwan) »Gracq und diesen, seinen wohl besten Roman lesen, heißt, die äußeren und inneren Landschaften so zu erleben, als wäre man dabei.« (Jörg Aufenanger, Berliner Zeitung) Julien Gracq »erhebt die Landschaft in seinen grandiosen Schilderungen zu einem Akteur eigener Provenienz und imaginiert sie, in Korrelation zu den Befindlichkeiten der Figuren, in atmosphärisch ungeheuer dichten Beschreibungen.« (Maik M. Müller, literaturkritik.de) »Ein faszinierender Roman, reich an Metaphern, literarischen Verweisen und berückenden Landschaftsbildern.« (Ingeborg Waldinger, Wiener Zeitung) »Immer wenn man das Gefühl hat abzustumpfen, sollte man ein paar Seiten Gracq lesen, um Blick und Denken zu erfrischen.« (Übersetzer Dieter Hornig in einem Gespräch mit Gisela Trahms, Volltext)


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