Die Reinsten
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Golkonda
Rezension
Wenn eine politische Partei vorschlägt, in Kantinen einmal pro Woche kein Fleisch zu servieren, warnen Konservative gern vor einer "Ökodiktatur". Die nahe Zukunft, in der "Die Reinsten" spielt, kommt solchen Angstvorstellungen nahe. Im fortschreitenden 21. Jahrhundert übergaben die Mächtigen des Planeten alle Regierungsgewalt der künstlichen Intelligenz Askit. Askit teilt die Menschen nach moralischer Reinheit ein. Besonders kluge und empathische Exemplare lernen und forschen in komfortablen weißen Hightech-Städten. Wer sich weigert, seine Psyche durchleuchten zu lassen, lebt mit den Durchschnittsmenschen in idyllischen, nachhaltigen Siedlungen. Verstoßene ziehen durch die Wildnis, die große Teile der zerstörten Erde bedeckt. Die Meeresbiologin Eve Legrand ist eine der Reinsten. Kurz vor ihrer Initiation in die wissenschaftliche Elite wird ihr Vertrauen in Askit erschüttert, als ihre engsten Vertrauten verstoßen werden. Die Fragestellung, der Hansen sich hier widmet, ist drängend, sein Gesellschaftsentwurf interessant. Leider gelingt es ihm nicht, Figuren zu zeichnen, mit denen man Zeit verbringen will. Standardcharaktere unterhalten sich in gedrechseltem Spannungsroman-Wissenschaftssprech. Die Welt, die Hansen entwirft, zu entdecken, ist spannend, aber er hätte seine Ideen besser kleiden müssen.
(ed)