Die Wunder von Little No Horse
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 24 €
Verlag: Aufbau Verlag
Rezension
Father Damien Modeste ist über 100 Jahre alt, als er erkennen muss, dass sein Leben zu Ende geht – und damit auch sein Geheimnis ans Licht kommen wird: Er ist eigentlich eine Frau. Dann bekommt er Besuch von einem Vertreter des Vatikans, der überprüfen will, ob die verstorbene Schwester Leopolda des Heiligenstandes würdig ist. Also beginnt er, von seinem Leben und seiner Arbeit im Ojibwe-Reservat Little No Horse zu erzählen, in dem auch Schwester Leopolda gewirkt hat. Schon in dieser Ausgangssituation ist die Verbindung aus Katholizismus und dem Glauben der Natives angelegt. Für Damien ist der Glaube Verzweiflung und Hoffnung und er bringt ihm mindestens drei Leben: als Nonne, als Geliebte eines Farmers und schließlich als Father Damien. Leider ist Pauline Puyat, die spätere Schwester Leopolda, im Vergleich zu allen anderen Figuren blass und eindimensional – die Verrückte, die sich als Heilige maskiert, ist ein zu einfacher Griff. Insgesamt aber ist der Roman voller Lebensgeschichten, die gleichsam alltäglich wie magisch sind. Die Autorin vereint Leiden, blutige Prüfungen und Wunder, Mystizismus, Spiritualität und feministische Gedanken, durch die sie tief in die Welt der Ojibwe eintaucht.
(sh)