Mann im Zoo
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 17 €
Verlag: Dörlemann
Rezension
Nach der Verwandlung der "Dame zu Fuchs" steckte David Garnett den Mann in den Zoo. Wiederentdeckt vom Dörlemann Verlag kommen die zeitlosen Mensch-Tier-Parabeln des Briten in trocken-elegantem Plauderton daher und ergründen doch mit tierischem Ernst gesellschaftliche Abgründe. In "Mann im Zoo" (1924) ist der Auslöser für die herrlich absurde Handlung der Streit eines Liebespaares im zoologischen Garten in London. Der stolze John Cromartie verlangt von seiner Freundin Josephine das Bekenntnis zur Liebe auch vor ihrer Upperclass-Familie. Josephine ebenso stolz und eigenwillig verbannt Cromartie verbal als "Tarzan in den Zoo zu den Affen". Der wiederum nimmt sie beim Wort. Er bewirbt sich als fehlendes Ausstellungsexemplar im Zoo und kann schon bald in seinen möblierten Käfig mit Bibliothek einziehen. Im Affenhaus wird er schnell zum Publikumsmagneten. Lakonisch beschreibt Garnett, wie der Mann im Zoo unter den Blicken und Zurufen seine artgerechte Haltung zu bewahren sucht und sich schon bald den Tieren näher fühlt als der eigenen Spezies. Mit pointierten Worten eröffnet er Assoziationsräume, die weit über das kurzweilige Gedankenspiel hinausweisen.
(ts)