Vardø – Nach dem Sturm
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Diana
Rezension
1617 verschluckte ein Sturm 40 Männer in der eiskalten See vor der norwegischen Insel Vardø gegenüber von Spitzbergen. Das Grauen, das neben ihrem Verlust auf die Frauen anschließend zukommt, ist nicht weniger verheerend. Christianisierung der Sámi durch fanatische Männer, die Hexenverfolgung als Gotteswerk ansehen, und entbehrungsreiche Abgeschiedenheit sind eine brisante Mischung, wenn es um Selbstbestimmung von Frauen geht, die verhungert wären, hätten sie ihr Schicksal nicht selbst in die Hand genommen. Damals fanden in der Finnmark fast 100 Menschen den Tod auf dem Scheiterhaufen. Hargrave findet poetische Worte für das karge Leben aus der Perspektive der jungen Maren, die nach dem Sturm Böses kommen fühlt. Es stellt sich hier nicht die Frage, was, sondern wen im Dorf es treffen wird. Die Stärke des Buches, einfühlsame Betrachtungen, melancholische Bilder und doppelbödige Beziehungen, ziehen in den Bann. Trotz der Überlieferung der entsetzlichen Ereignisse findet die Autorin einen Dreh, den Leser nicht verzweifelt aus dem Buch zu entlassen und den Spagat zwischen Spannung und Realismus zugunsten der Lesergemeinde historischer Schmöker zu halten.
(md)