Cari Mora

Aus der gutbürgerlichen Welt seiner Serienkiller hat sich Thomas Harris jetzt ins kriminelle Milieu von Miami Beach gewagt. Dort wird die Villa eines lateinamerikanischen Drogenbarons an Filmteams vermietet. In deren Keller befindet sich ein Goldschatz. Nur ist das Gold durch eine Sprengfalle gesichert, und oben waltet Cari Mora, eine junge, betörend schöne Latina als Hausbesorgerin. Für den perversen Erzganoven Hans-Peter Schneider wäre sie eine schöne Beigabe zum Gold, aber Cari Mora war früher Kindersoldatin, also quasi ein Sprengsatz in Menschengestalt. Überhaupt scheint Harris' jüngstem Roman der Milieuwechsel nicht bekommen zu sein. Das Böse ist zur Karikatur geworden. Vom Sinn für die subtil verstörenden Seelenverwandtschaften zwischen Guten und Bösen, der Romane wie "Roter Drache" und "Das Schweigen der Lämmer" so faszinierend gemacht hat, ist hier nichts geblieben. Im Grunde ist das Buch nichts weiter als ein konventioneller Schatzgräber-Roman, in dem sich eine toughe Heldin und ein unappetitlicher Psychopath verirrt haben, deren lang angelegtes Duell eher für Verwirrung als für Spannung sorgt. Schlaflose Nächte bereitet nur, dass Cari Mora schon im Titel so herausgestellt wird, dass eine Fortsetzung droht. Da wünschte man sich einen Serienkiller, der dies verhindert.

(ub)

Die Schreie einer Frau sind Musik in seinen Ohren. Er ist groß, blass, haarlos, und wie ein Reptil liebt er die Wärme. Menschen begegnen ihm mit Angst und Ekel. Er ist daran gewöhnt. Denn wenn sie das Monster in ihm erkennen, ist es meist zu spät. Bis der Killer sich Cari Mora aussucht. Die junge Frau hat keine Angst vor dem Grauen und wagt es, dem Dämon ins Auge zu blicken.