Daniel Kehlmann und Ulrich Matthes

Der US-amerikanische Autor Nelson deMille bietet seinen Fans ab und zu an, als Gegenleistung für eine Geldspende an wohltätige Organisationen den Namen der Spender in seinem nächsten Buch zu verarbeiten. Können Sie sich vorstellen, Ihren Lesern so etwas auch anzubieten, Herr Kehlmann?

Kehlmann: Wenn es sich um eine wohltätige Spende handelt und ich mit der Figur, die den Namen des Lesers trägt, machen kann, was ich möchte, dann will ich das nicht völlig ausschließen. (lacht)

Matthes: (greift sofort zum Portemonnaie und wedelt mit einem Fünf-Euro-Schein) Einmal Ulrich Matthes im neuen Roman, bitte! (lacht)

Kehlmann: Für einen Fünfer gehst du im nächsten Buch nur einmal über die Straße. Eine tragende Rolle ist dafür nicht zu haben.

(schallendes Gelächter auf beiden Seiten)

Die einzelnen Episoden in „Ruhm“ sind derart geschickt miteinander versponnen, dass man als Leser so manchen Zusammenhang nach der ersten Lektüre noch gar nicht recht begriffen hat. Mancher wird darum sofort noch einmal von vorne anfangen. Ist der Text von Ihnen bewusst so angelegt?

Kehlmann: Nein. Aber ich finde, dass man gute Bücher grundsätzlich zweimal lesen sollte. Ein schönes Beispiel dafür ist „Lolita“ von Nabokov, wo man als Leser ein wichtiges Detail erst sehr spät erfährt und dadurch versucht ist, sich den kompletten Roman dahingehend gleich noch einmal vorzunehmen.

Herr Matthes, wie oft haben sie „Ruhm“ gelesen?

Matthes: Jedes Buch, das ich einlese, lese ich grundsätzlich drei Mal. Zunächst als neugieriger Erstleser. Dann ein zweites Mal mit dem Wissen, dass ich es als Hörbuch aufnehmen werde. Dabei stelle ich mir vor, wie die einzelnen Figuren klingen könnten, wie die Atmosphäre einzelner Szenen beschaffen ist. Und abschließend kommt die eigentliche Arbeit an dem Text – etwa so, wie es ein Bauer tut, der sich durch das Feld pflügt.