Dietmar Bär und Håkan Nesser
Wobei Sie, Herr Nesser, als ehemaliger Lehrer sicher auch eine gute Stimmausbildung genossen haben. Immerhin mussten Sie jahrelang vor Ihren Schülern Vorträge halten.
Das stimmt. Auch ist die Konzentration bei den Schülern schlicht faszinierend, wenn ihnen der Lehrer mit halbwegs geübter Stimme ein Buch vorliest. Sie hören dann förmlich auf, zu atmen. Und immer dann, wenn ich meine Schüler dazu bringen wollte, selbst zu lesen, habe ich einen einfachen Trick angewandt: Nach 20 Seiten hörte ich mit dem Vorlesen einfach auf und sagte zu ihnen: „Jetzt schlagt Eure Bücher auf und macht ab Seite 21 selbst weiter.“ Die Stille, die dann eintrat, hatte immer etwas geradezu Magisches an sich.
Herr Bär, hören Sie sich Ihre eigenen Hörbücher nach Fertigstellung noch einmal an – um zu überprüfen, wo es eventuell noch Verbesserungspotenzial geben könnte?
Ich habe es im Laufe der Jahre mit Mühe und Not geschafft, mir meine Filme mit einem gewissen zeitlichen Abstand noch einmal anzuschauen. Bei den Hörbüchern gelingt mir das nach wie vor nicht. Meine Stimme klingt für mich beim Anhören heutzutage noch genauso merkwürdig wie zu der Zeit, in der ich als Jugendlicher mit dem Kassettenrekorder Sprechaufnahmen gemacht habe. Wenn man mir im Anschluss an einen Tag im Tonstudio das Aufgenommene auf CD mitgeben oder vorspielen würde, wäre die Gefahr zu groß, dass ich am nächsten Tag nicht wieder komme – derart groß ist meine Distanz zur eigenen Stimme.
Herr Nesser, wie ist das bei Ihnen? Verkraften Sie es, Ihre eigenen Hörbuch-Aufnahmen anschließend noch einmal anzuhören?
Genauso wenig wie Dietmar. Und das könnte sich bei meiner letzten Produktion durchaus noch rächen.
Warum?
Weil ich zurzeit in New York lebe, habe ich die schwedische Hörbuchversion meines aktuellen Buches auch dort eingelesen. Das Problem dabei war, dass im Studio außer mir niemand Schwedisch sprach oder verstand. Das hatte zur Folge, dass mir während und nach der Aufnahme niemand sagen konnte, ob mir beim Lesen Fehler unterlaufen sind. Die schwedischen Hörbuchkäufer müssen sich also im schlimmsten Fall auf einiges gefasst machen. Ich bin sehr froh, dass Dietmar die deutsche Fassung sprechen wird. Da kann nichts passieren.

