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Interview: Christian Blees (cb) | Fotos: Uwe Tölle

Simon Jäger

„Meine Physiklehrerin ist in der Anstalt gelandet.“

Fürs Kino synchronisiert er Hollywoodstars wie Matt Damon und Heath Ledger, außerdem ist er die Hörbuch-Stimme der Thrillerautoren John Katzenbach und Sebastian Fitzek. Mit hörBücher sprach Simon Jäger über sadistische Lehrer, seinen Prominentenstatus und über pornografische Hörspiele.

Herr Jäger, Ihre ersten Hörspiel-Sprechrollen haben Sie Anfang der achtziger Jahre als Zehnjähriger in den EUROPA-Tonstudios von Heikedine Körting in Hamburg aufgenommen. Unter anderem haben Sie in der legendären Grusel-Serie „Night on Elm Street“ mitgewirkt. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Start Ihrer Sprecher-Karriere?

Das Studio bestand aus einer Sprecherkabine, einem Regieraum und einem winzigen Wintergarten. In diesem befand sich ein Regal, das bis oben angefüllt war mit Hörspiel-Kassetten. Nach Beendigung der Aufnahmen sagte Frau Körting zu uns jungen Sprechern: „Zur Belohnung dürft ihr euch jetzt ein paar Kassetten mit nach Hause nehmen.“ Beim ersten Mal habe ich zwei Kassetten genommen, nach dem zweiten Termin fünf, und beim dritten Mal kam ich gleich mit einem Rucksack an, den ich später komplett vollstopfte – unter anderem auch mit Porno-Hörspielen. Ich weiß nicht, ob die auch von EUROPA produziert wurden, aber die Kassetten lagen dort herum.

Was, bitte, ist ein Porno-Hörspiel?

So genau kann ich das gar nicht sagen. Da wird im Wesentlichen gestöhnt. Eine Frau sagt: „Zieh’ mal deine Hose aus!“, und dann geht es los. Heutzutage mag das für Kinder nicht besonders aufregend klingen – für mich damals allerdings schon.

Mit zehn Jahren Kontakt zu Pornografie, dazu Hörspiel-Sprecher und gleichzeitig Schauspieler in ersten kleineren TV-Rollen – wie hat sich das damals auf Ihre schulischen Leistungen ausgewirkt?

Sagen wir es mal so: Ich habe jede Gelegenheit genutzt, nicht in die Schule gehen zu müssen. Hinzu kommt, dass meine eigene Mutter Lehrerin ist. Das schürt die Respektlosigkeit gegenüber dieser Berufsgruppe enorm.

Bildung ist zurzeit ein vieldiskutiertes Thema. Hat es denn bei Ihnen trotz der großen Unlust und Respektlosigkeit zu einem ordentlichen Schulabschluss gereicht?

Ich habe einen Realschulabschluss. Aber den habe ich mir gewissermaßen erpresst: Ich hatte angekündigt, dass ich vorzeitig von der Schule abgehen wollte. Und weil mich ein Teil des Kollegiums sympathisch fand, mich unterstützte und sich letztlich gegenüber den skeptischen Lehrern durchsetzen konnte, wurde mir der Abschluss quasi hinterher geworfen. Das war mir auch irgendwie wichtig, weil ich dachte: Wer weiß, vielleicht willst oder musst du eines Tages doch mal Abitur machen, weil du es beruflich brauchst. Inzwischen weiß ich, dass diese Sorge unbegründet war.

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