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Portrait: Christian Bärmann (bär) | Fotos: Fischer Verlage

Das Debut: S. J. Watson

Ich.will.schreiben!

Das war ein Zeichen. „Wie man einen Roman vom Anfang bis zum Ende schreibt“, las Steve Watson und konnte es kaum glauben. Gerade war er auf einen Halbtagsjob umgestiegen und hatte beschlossen, seinen Traum zu leben, einen Roman zu schreiben, – als sein Auge auf eine Anzeige der renommierten Faber Academy in London fiel. „Writing a novel from start to finish“ – ein Kurs, der versprach, ihm binnen 22 Wochen dabei zu helfen, eine Geschichte auch zu Ende zu führen.

Sicher, 3.500 Pfund waren kein Pappenstiel, „aber es sah so sehr wie die richtige Sache für mich aus, dass ich das finanzielle Risiko einging, um mein Leben auf die nächste Stufe zu heben“, erinnert sich Watson am 27. April 2011 – ein Tag bevor sein Debütroman „Ich.darf.nicht.schlafen“ (im Original: „Before I go to sleep“) in England in den Handel kam. S.J. Watson, so steht es auf dem Buchcover, hatte zum Zeitpunkt des Kursbeginns natürlich keine Ahnung, dass er das Thriller-Debüt des Jahres 2011 schreiben würde, dessen Übersetzungsrechte schon vor der Veröffentlichung in 37 Länder verkauft wurden. Vor allem aber hatte der Londoner zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, worüber er eigentlich schreiben wollte.

Sein ganzes Leben hatte Watson Schriftsteller werden wollen, bereits als Kind Geschichten geschrieben und seinen Traum nie aus den Augen verloren. Er studierte Physik und Audiologie, arbeitete in einem Krankenhaus und fand nur nachts Zeit zum Schreiben. Als sein Chef vor drei Jahren pensioniert werden sollte, hätte Watson dessen Nachfolge als Leiter der Audiologie-Abteilung antreten können, aber dann keine Zeit mehr für seine schriftstellerischen Ambitionen gehabt. Also übernahm er stattdessen einen Halbtagsjob und entdeckte kurz darauf das Kursangebot der Faber Academy. „Ich musste es einfach durchziehen, um die Hoffnung aufrechtzuerhalten, eines Tages ein Buch veröffentlichen zu können“, berichtet er. Und wenn es zehn bis zwanzig Jahre dauern würde. Denn: „Ich wollte mir am Ende meines Lebens nicht vorhalten müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben.“

Bevor er im Dezember 2008 den Kurs begann, machte sich Steve Watson auf die Suche nach einem Thema für sein Buch und stieß in einer Zeitung auf den Nachruf eines Mannes namens Henry Molaison, der über Jahrzehnte weltweit Wissenschaftler beschäftigt hatte. Der Amerikaner hatte sich 1953 mit 27 Jahren einer Hirnoperation unterzogen, um seine Epilepsie behandeln zu lassen. Leider entfernten die Chirurgen den Teil seines Gehirns, der neue Erinnerungen erfasst. „Er musste jeden Tag aufs Neue seiner Ärztin vorgestellt wer- den, die ihn dreißig Jahre lang behandelt hat“, erzählt Watson. Offenbar habe Molaison im Alter von 82 Jahren noch geglaubt, dass er 27 Jahre alt sei. Dieser Nachruf war die Initialzündung für seinen Roman. „Seine gesamte Erinnerung und damit auch seine Persönlichkeit zu verlieren, ist das Schockierendste, das ich mir vorstellen kann“, sagt Watson, der von dieser Vorstellung aber gleichzeitig auch fasziniert war. „Denn ich wollte einen ,page-turner‘ schreiben, abereinen, der nicht nur spannend ist, sondern auch Themen wie das Altern oder die Natur von Beziehungen behandeln sollte.“

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