Der Friedhof in Prag
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 26 €
Verlag: Hanser
Rezension
Die "Protokolle der Weisen von Zion" befeuern die verhängnisvolle Mär der "Jüdischen Weltverschwörung" seit ihrem Erscheinen um 1900. Auch die Nazis nutzten sie für ihre Propaganda. Die Anfänge der monströsen Fälschung reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. In seinem Roman macht Umberto Eco den Pariser Fälscher Simoni zum Urheber der Protokolle. Aus Versatzstücken mehrerer Abenteuerromane zimmert Simoni ein plumpes Schauermärchen für Kunden, die nichts hinterfragen, weil sie glauben wollen. Sein Hauptmotiv ist nicht sein Antisemitismus, er hasst fast alles und jeden gleichermaßen, sondern stumpfe Geldgier. Verleumdung, Verrat und gelegentlicher Mord belasten den amoralischen Zeitgenossen nicht im geringsten. Die haarsträubende Geschichte ist im Wesentlichen wahr. Eco versichert, dass bis auf Simoni alle Personen und ihre Taten real seien. Simoni selbst erscheint als Allegorie: die personifizierte Intrige. Eco nutzt den Standpunkt des skrupellosen Täters für ein finsteres Porträt des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor und hinter den Kulissen. Die spannende Geschichte ist akribisch recherchiert, doch der Roman leidet etwas unter der verschachtelten Erzählweise und der zu eindimensionalen Verschlagenheit Simonis.
(md)Kurzbeschreibung
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